Montag, 31. August 2015

Ready Player One






Ernest Cline
512 Seiten
Blanvalet Taschenbuch Verlag (20. Januar 2014)
EUR 9,99





Klappentext:

Im Jahr 2044 hat die reale Welt für Wade Watts nicht mehr viel zu bieten. Und so flieht er – wie die meisten Menschen – in das virtuelle Utopia von OASIS. Hier kann man leben, spielen und sich verlieben, ohne von der bedrückenden Realität abgelenkt zu werden. Da entdeckt Wade in einem Online-Game den ersten Hinweis auf einen unsagbar wertvollen Schatz, den der verstorbene Schöpfer der OASIS in seiner Cyber-Welt versteckt hat. Plötzlich ist Wade eine Berühmtheit, doch er gerät auch in das Visier eines Killerkommandos – in OASIS und in der Realität- Wade weiß, dass er diese Hetzjagd nur überleben kann, wenn er das Spiel bis zu seinem unvorhersehbaren Ende spielt.
Amazon


Inhalt:
Going outside is higly overrated (Anorak's Almanac)


Die Welt, die der Autor Ernest Cline zu Beginn seines Erstlingswerks schildert, ist wenig erstrebenswert. Eine Energiekrise hat das reale Leben auf der Welt erschüttert und die gesamte Infrastruktur lahm gelegt. Die meisten Menschen leben in bitterster Armut in sogenannten Stacks. Diese sind nichts anderes als Wohnwagensiedlungen, die jedoch aus Platzmangel nach oben gestapelt wurden. Dieses Ansammlungen von „Wohnungen“ sind nur durch gewagte Konstruktionen erreichbar und können ohne Vorwarnung in sich zusammenbrechen. Da ist es den Menschen nur Recht, dass es einen Zufluchtsort für sie gibt – die OASIS. Ein virtueller, unerschöpflicher Raum aus einer Vielzahl von Welten in denen die Menschen ihr gesamtes Leben verbringen können. Sie können dort alltägliche Dinge erledigen, wie arbeiten oder zur Schule gehen, aber auch Welten erschaffen, Rätsel lösen, Gegner besiegen und sich selbst neu erfinden. Auch der 18-jährige Wade Watts (Nein er ist keine Figur von Stan Lee) lebt mehr in der OASIS als im richtigen Leben und das, obwohl er kein Geld hat, um sich irgendetwas dort zu kaufen. So hockt sein Avatar Parzival nach der Schule auf dem Schulplaneten, da er sich keinen Transport leisten kann und träumt davon eines Tages das berühmte Easter Egg zu finden, welches Halliday, der Gründer der OASIS vor seinem Tod irgendwo in der unendlich erscheinenden virtuellen Welt platziert hatte. Dem Finder würde dann die gesamte OASIS gehören. Also beschäftigt sich Wade jede Minute mit den Filmen, Serien, Videospielen und Büchern der 80er Jahre, Halliday liebstes Jahrzehnt, immer mit der Hoffnung eines Tages einen Hinweis auf den geheimen Schatz zu finden. Als er plötzlich die entscheidenden Entdeckung für das erste Rätsel macht und diese Prüfung auch noch besteht, wird Wade (bzw. sein Avatar Parzival) mit einem Schlag berühmt. Obwohl dies eine Menge Geld einbringt und für ihn somit ungeahnte Möglichkeiten, bekommt Wade aber auch schnell die negativen Nebenwirkungen seiner neuen Berühmtheit am eigenen Leib zu spüren und muss nicht nur um sein eigenes Leben fürchten.
Dieser Roman ist eine Mischung aus Dystopie und Nostalgie versetzt mit Abenteuer, Spannung und die eine oder andere Wendung. Dabei ist die Verbindung aus der düsteren Zukunftsvision, mit Armut, Zwangsarbeit und Gehirnwäsche und dem Lebensgefühl der 80er mit den aufkommenden Videospielen, der Musik und den Filmen wirklich gut gelungen. In Kombination mit den übermächtigen Gegnern und dem ständigen Zeitdruck schafft es der Autor hier den Leser (fast) durchgehend zu fesseln. Leider beginnt der Roman jedoch sehr langatmig. Vieles wird erklärt, alle Hintergründe beschrieben und die Strukturen dargestellt. Dies soll als Einstieg dienen und das tut es auch. Danach weiß man über alles Bescheid und kann sich, ohne weitere Erklärungen ganz der Handlung hingeben. Leider kostet das aber über 100 sehr langatmige, ereignislose Seiten in denen man sich fragt, wann es denn endlich los geht. Dann plötzlich geht alles Schlag auf Schlag und man wird in die Geschichte hineingezogen, die einen dann bis zum Ende nicht mehr loslässt.
Wade ist ein typischer junger Erwachsener, der jedoch zu viel Zeit in einer nicht vorhandenen Realität verbringt, wodurch er das echte Leben vernachlässigt. Er besitzt keine realen Beziehungen und die wenigen Menschen mit denen er interagieren muss sind ihm egal oder er hegt für diese keinerlei freundlichen Gefühle. Die einzige nette Person in seinem realen Leben ist eine alte Nachbarin, die immer sehr liebenswert zu ihm ist. Sonst spielt sich Wades Leben ausschließlich in der OASIS ab. Zuerst ist er ein niemand. Ein armer Junge ohne Eltern der bei seiner fiesen Tante, die ihm nichts gönnt, in einer kleinen Ecken im Wohnwagen lebt. Kommt euch das auch bekannt vor?
Als er sich jedoch auf der Suche nach dem Easter Egg begibt und er seinem Ziel immer näher kommt, ist ihm, bis auf ein paar Ausnahmen, dass Glück wirklich hold. Sehr hold! Vieles, gerade das Easter Egg betreffend, läuft etwas zu glatt. Außerdem kennt sich Wade extrem gut mit allem aus, was in den 80ern eine Rolle spielte. Also wirklich mit allem! Für einen Jungen seines Alters doch sehr unrealistisch, selbst wenn er jede freie Minute sich mit diesem Thema beschäftigt. Es ist zum Beispiel doch gar nicht so leicht Filme auswendig zu können, außer man hat ein außergewöhnliches Gedächtnis. Da Wade allerdings nicht der einzige mit dieser Begabung ist, ganz im Gegenteil, fast jeder kann das, scheint diese Erklärung unrealistisch. Auch sonst scheint der Autor manchmal mit seinem Helden etwas über das Ziel hinausgeschossen zu sein, was dessen Talente betrifft, jedoch immer betonend, dass er eigentlich keine besitzt.
Trotz einiger Mängel ist Wade ein Held mit dem man sehr gut mitfiebern kann. Man möchte, dass er die Rätsel löst, dass er das Mädchen bekommt und gegen die große, böse Firma gewinnt, die nur aus Profitgier und mit unlauteren Mitteln nach dem Schatz sucht.Bei seinem Kampf stehen ihm seine Freunde zur Seite, sein bester Freund, den er leider nur aus der OASIS kennt, genauso wie sein heimlicher Schwarm. Art3mis ist eine starke, selbstbewusste Dame, die ihren eigenen Blog unterhält, den sie gerne mit bissigen Kommentaren füllt und einen starken Avatar hat. Jedoch hat sie auch ein Geheimnis und setzt alles daran, dieses zu wahren. Die letzten beiden wichtigen Figuren in diesem Buch sind die beiden japanischen Brüder, die nur gemeinsam kämpfen und Wades treusten Verbündeten werden. Alles in allem sind die Charaktere sehr gut ausgearbeitet, obwohl natürlich mehr in ihnen steckt, als Wade oder die Leser zuerst wissen. Vieles, was man für real hält ist in der Wirklichkeit dann so. 
Der Schreibstil ist angenehm, gut zu lesen und für ein Debütroman wirklich ausgefeilt und auf dem Punkt gebracht. 

Zusammengefasst ist diese Geschichte eigentlich als ein ein modernen Märchen zu betrachten. Wie es für Märchen üblich ist, gibt es den jungen Helden, der in tiefster Armut geboren wurde, doch plötzlich die Chance bekommt, sein Leben gänzlich zu verändern. Dabei muss er Gefahren bestehen, sich gegen die Bösen behaupten und bekommt als Belohnung die Prinzessin und das ganze Königreich dazu. Auch hier ist alles nur in Schwarz und Weiß gezeichnet. Es gibt die Guten auf der einen Seite und die Bösen auf der anderen. Dazwischen existiert nichts. Wir haben einen jungen Helden und seine Helfer, einen Zauberer, der sich aus dem Geschehen heraushält, bis es nicht mehr geht und einen König, der eigentlich an allem Schuld ist.

Fazit:

Dies ist ein Buch mit Mängeln. Es sind so viele, dass sie schwerlich zu übersehen sind. Über manche kann man gnädig hinwegsehen, an anderen nagt man schon etwas länger. Aber dennoch, ist dieses Buch es wert gelesen zu werden. Gerade von selbsternannter Gamern, Geeks und Nerds! Die Geschichte ist spannend und abwechslungsreich. Der Held ist, trotz seiner vielen Stärken und seinen paar Schwächen gelungen und für eine Geschichte aus der Ich-Perspektive gut gewählt. Die OASIS ist großartig und mit einer grenzenlosen Kreativität gestaltet, dass man sich nur zu gerne in sie einloggen möchte. Liebhaber der 80er werden genauso auf ihre Kosten kommen, wie Gamer, wenn die Nostalgiekeule wieder herausgeholt wird. Keine Sorge, diese trifft hier sehr oft und äußerst präzise. Dabei sind die Anspielungen jedoch nicht zu penetrant, sondern wurden auf spannende, humorvolle Weise in die Geschichte mit eingearbeitet. 


Copyright © Julia

Donnerstag, 23. Juli 2015

Letztendlich sind wir dem Universum egal

 

 

 

 

David Levithan

400 Seiten
FISCHER FJB; 24. März 2014










Beschreibung

Die Geschichte einer ungewöhnlichen ersten großen Liebe – und ein phantastischer Roman, wie er realistischer nicht sein könnte

Jeden Morgen wacht A in einem anderen Körper auf, in einem anderen Leben. Nie weiß er vorher, wer er heute ist. A hat sich an dieses Leben gewöhnt und er hat Regeln aufgestellt: Lass dich niemals zu sehr darauf ein. Falle nicht auf. Hinterlasse keine Spuren.

Doch dann verliebt A sich unsterblich in Rhiannon. Mit ihr will er sein Leben verbringen, für sie ist er bereit, alles zu riskieren – aber kann sie jemanden lieben, dessen Schicksal es ist, jeden Tag ein anderer zu sein?

Wie wäre das, nur man selbst zu sein, ohne einem bestimmten Geschlecht oder einer bestimmten Familie anzugehören, ohne sich an irgendetwas orientieren zu können? Und wäre es möglich, sich in einen Menschen zu verlieben, der jeden Tag ein anderer ist? Könnte man tatsächlich jemanden lieben, der körperlich so gestaltlos, in seinem Innersten aber zugleich so beständig ist? 
Amazon
 
Inhalt:

A verbringt jeden Tag seines Lebens in einem anderen Körper und er hat sich mit dieser Art des Lebens abgefunden, versucht deren Leben zu führen und so wenig Schaden wie möglich zu verursachen. Bis er eines Tages im Körper von Rhiannons Freund aufwacht. Sofort fühlt er sich von Rhiannon angezogen und nach einem gemeinsamen Tag hat er sich unsterblich in sie verliebt und wirft ihretwegen alle seine bisherigen Regeln über Bord. Er will ihr Nahe sein und am Besten noch mit ihr zusammen sein. Das dies nicht so einfach ist, wenn du jeden Tag in einem anderen Körper steckst, ist ja wohl klar.
Dieses Buch hat mich wirklich begeistert, da es eine völlig neue Idee beinhaltet, die ich so noch in keinem Buch angetroffen hatte. Die Geschichte beschäftigt sich mit dem Leben, der ersten großen Liebe und der absoluten Andersartigkeit und der daraus resultierenden Einsamkeit.
So gut mir die Grundidee gefallen hat, so habe ich leider bereits sehr früh einen großen Makel entdeckt, der, für mich, leider sehr viel kaputt gemacht hat. Ich persönlich kaufe nämlich weder A noch Rhiannon diese Liebesgeschichte ab. Vielleicht liegt es daran, dass ich zu alt und somit für diese überschwängliche Liebe nicht mehr so empfänglich bin, gerade wenn sie nach einem Tag bereits lebenverändert ist, doch mich hat das sehr gestört. Da dies die Grundessenz des Buches ist, ist das sehr schade, doch jüngere Leser (für die dieses Buch wohl auch eher gedacht ist) dürften da leichter zu überzeugen sein.
Die Geschichte selbst und vor allem der Erzählstil haben mich stattdessen wirklich begeistert, weshalb ich dieses Buch auch unbedingt lesen wollte. Alleine die Vorstellung jeden Tag in einem anderen Körper aufzuwachen hat etwas faszinierendes und zugleich angsteinflößendes, dass der Autor sehr gut umgesetzt hatte.
A ist ein angenehmer Charakter, der jedoch zwischenzeitlich auch wirklich nerven kann. Besonders, wenn er egoistisch ist und das Leben seiner „Wirte“, dabei völlig durcheinander bringt. Dies kann natürlich nicht ohne Folgen bleiben! Doch er hat auch viele positive Eigenschaften. Er hat sein Leben akzeptiert, weshalb er auch nicht ständig der Frage nach dem Warum hinterherjagt. Er hat begriffen, dass er wohl niemals eine Antwort darauf bekommen wird, weshalb er jeden Tag als diesen nimmt und versucht das Leben des Körpers weiterzuführen. So hat er, durch diese Lebensweise eine völlig andere Sicht auf die Menschen, auf Religionen, Hautfarbe, ihr Miteinander etc. Er ist sehr tolerant und kann nicht verstehen, wie sich zum Beispiel Rhiannons Verhalten ihm Gegenüber ändert, je nachdem welchen Körper er gerade bewohnt. 
 
"Aber wie soll ich es anstellen, dass sie durch die Grauzone hindurchschaut - ich mit meinem Körper, den sie niemals richtig sehen wird, mit meinem Leben, das sie niemals richtig festhalten kann?" 
 
Genau das ist auch Rhiannons schlechteste Eigenschaft, die nicht nur A das eine oder andere Mal gegen den Kopf stößt, sondern auch die Leser aufhorchen lässt. Denn natürlich findet man ihre Oberflächlichkeit in sich selbst wieder und natürlich fühlt sich das falsch an. Dabei ist Rhiannon eine ganz normale Jugendliche, die zwar einen sehr nüchternen Blick auf die Welt hat, aber dennoch stark von Äußerlichkeiten beeinflusst wird. Rhiannon sieht ihr Umfeld kritischer als A und ist keineswegs bereit ihr Leben und Freunde einfach so aufzugeben. Diese Eigenschaft hat mir wiederum sehr gut an ihr gefallen, auch wenn ihr Leben und ihre Umgebung leider zu wenig beleuchtet wurden. So erwähnt sie nur am Rande ihre Familie oder ihre Probleme, jedoch wird darauf nie näher eingegangen. Gerne hätte ich mehr über ihr Leben erfahren.
Die eigentliche Stärke dieses Buchs ist jedoch nicht ihre Personen, von denen wir, bis auf As Charakter, nur sehr wenig erfahren, sondern der völlig andersartige Erzählstil. Jeden Tag wacht A in einem anderen Körper auf, der ungefähr das gleiche Alter wie er hat und in einem bestimmten Radius lebt. Dabei spielt das Geschlecht keine Rolle. Aus diesem Grund sieht A die Welt auch anders, als es die restlichen Jugendlichen tun. Jeder neue Körper hat ein eigenes Kapitel und es war jedes Mal spannend zu sehen in welchen Körper und somit in welches Leben es A diesmal verschlagen hat. Diese waren sehr unterschiedlich und boten einen spannenden und vielseitigen Blick auf das Leben der Jugendlichen in Amerika. Aber dieses Bild kann man auch genauso gut nach Deutschland oder auf andere westliche Länder übertragen. Manchmal erlebte A wirklich etwas in diesem Leben, manchmal passierte überhaupt nichts Spannendes und ab und an schlittert A in eine richtige Familienkrise rein. Sein eigenes überstürztes und manchmal sehr egoistisches Handeln, macht3 es dann auch nicht besser. Da man nie wusste, was als nächstes kommen würde, war jedes Kapitel für sich extrem fesselnd. So schafft es der Autor viele gesellschaftliche Themen für Jugendliche interessant aufzuarbeiten, mit denen sie sich vorher wohl nicht beschäftigt hatten. 
Besonders das Ende hat mir sehr gefallen. Es war doch überraschend und nachdenklich stimmend und ich bin froh, dass es so endete. (Ihr müsst es lesen, um zu verstehen, was ich meine :) ) Der Schreibstil selbst ist sehr angenehm, eingängig und jugendgerecht gehalten und so kann man das Buch in kürzester Zeit durchlesen.
Ich möchte auch das Cover noch einmal hervorheben, dass es mir wirklich angetan hatte. Die verschiedenen weißen Gesichter auf dem schwarzen Grund sind zwar sehr stilistisch gehalten, passen aber gut zu dem Inhalt des Buches und stechen dennoch sofort ins Auge.
 
Fazit: 
 
Für Jugendliche und junge Erwachsene ist dieses Buch, in meinen Augen, ein Muss, dass ich nur jeden ans Herz legen kann. Die Geschichte stellt nicht nur die unterschiedlichen Facetten des Lebens dar, sondern befasst sich darüber hinaus mit viele tiefergehende Fragen, über die sich nicht nur jeder Heranwachsende Gedanken machen sollte.
Für Erwachsene ist dieses Buch, obwohl es mir dennoch sehr viel Freude bereitet hat, nur unter der Bedienung zu empfehlen, dass sie sich nicht an übertriebenen, unrealistischen Liebesgeschichten stören.
Ja, es gibt Altersbeschränkungen für Bücher, es ist schließlich nicht umsonst ein Jugendbuch. 


Copyright © Julia