Dienstag, 23. Juni 2015

Interview: Anette Kannenberg

Hallo ihr Lieben, 
leider habe ich es aus beruflichen Gründen nicht geschafft euch letzte Woche schon mit diesem Interview zu erfreuen, jedoch bin ich froh, es jetzt doch noch zu schaffen. Außerdem könnt ihr euch diese Woche noch auf ein paar Sahnestücke freuen.
Ich sage nur so viel:
George R.R. Martin (Eigentlich sollten ihn ja alles kennen) war in Hamburg und hatte so Einiges zu erzählen.

Nun aber zu unserem heutigen Interview:

Die liebenswerte Autorin Anette Kannenberg, deren Debütroman Mondmalheur ich euch letzte Woche vorstellen konnte hat sich bereit erklärt meine kleinen Fragen zu beantworten und diese charmanten Antworten möchte ich euch natürlich nicht vorenthalten. 



Hey, 
Stell Dich doch bitte einmal kurz vor. 
 


Hallo, ich bin Anette Kannenberg, wurde 1974 in Berlin-Schöneberg geboren und lebe seit über vier Jahren auf Lanzarote. Ich arbeite (u. a. unter dem Künstlernamen Nedde) als Illustratorin, Grafikdesignerin und zunehmend auch als Autorin, habe im Juli 2014 meinen ersten Roman „Das Mondmalheur“ veröffentlicht und freue mich, dass Du mich um dieses Interview gebeten hast.




Wie bist Du zum Schreiben gekommen und wann hattest Du Deine ersten Gehversuche unternommen?

Nach dem Abitur habe ich u.a. Germanistik studiert, was vermutlich mein Interesse, selbst etwas zu Papier zu bringen, verstärkt hat. Den Ausschlag zum Schreiben gab allerdings ein Fantasy-Verein, in dem ich seit vielen Jahren Mitglied bin und für den ich meine ersten Erzählungen verfasst habe – lassen wir den ersten (misslungenen) Romanversuch auf der mütterlichen Schreibmaschine außer Acht.
Irgendwann hatten sich dann genug verrückte Ideen angesammelt, und mein Ego war groß genug zu glauben, dass andere Menschen an meiner verwirrten Weltsicht interessiert sein könnten.

Wie sieht Dein Schreib-Alltag aus bzw. wie gestaltest Du das Schreiben?
Hast Du eventuell auch schon Erfahrung mit Schreibblockaden machen müssen und hast Du Tipps für junge Autoren damit umzugehen?

Ich schreibe, wenn ich Lust und Zeit dazu habe, und setze mir keine Ziele, wieviele Wörter ich bis wann geschrieben haben muss. Ich brauche mitunter ein Zeitfenster von einigen Tagen, von dem ich weiß, dass nichts Wichtiges zu erledigen ist, so dass ich gedankenlos drauf los schreiben kann. Nichts ist schlimmer für mich, als etwas im Nacken sitzen zu haben; sei es ein Auftrag, die Steuererklärung oder ein Haufen ungespültes Geschirr. Zum Glück hab ich meine persönliche Muse, die mich zumindest von letzterem hin und wieder befreit.
Tipps für junge Autoren gebe ich lieber nicht. Ich sitze selbst erst an meinem zweiten Roman (wenigstens in dieser Hinsicht darf ich mich also jung bezeichnen), da wäre es anmaßend, anderen Ratschläge zu erteilen. Schreibblockaden kenne ich, dann mache ich einfach eine Pause von mehreren Tagen, lese oder spiele am Computer, bis mir das alles wieder zu dumm wird. Wenn dort draußen aber jemand ist, der ein besseres Geheimrezept hat: Her damit!

Wo schreibst Du am Liebsten bzw. hast Du besondere „Rituale“ beim Schreiben?

Am liebsten sitze ich mit meinem Laptop auf dem Balkon.
Und Rituale? Klar!
Während ich das Stromkabel durchs Küchenfenster ziehe, röchelt mir der Kaffeevollautomat einen doppelten Milchkaffee in meine Eulentasse. Ein Handtuch, ein Kissen, den Kaffee und eine Flasche Wasser in der Hand, schnappe ich mir auf dem Weg zum Balkon noch das Laptop und lege alles auf dem Tisch ab. Dann spanne ich den Sonnenschirm auf, wickle das Handtuch um das Netzteil des Laptops, um eine Überhitzung zu vermeiden, und mache es mir auf der Holzbank bequem. Mit dem Kissen unterm Hintern und dem Kaffee im Bauch kann es dann endlich losgehen.


Wie kamst Du auf die Idee deines Buches? War es eher ein spontaner Einfall? Ein Traum? Oder wurdest Du von etwas inspiriert?

Die Grundidee war einfach da. In einer Diskussion mit meinem Schwiegervater über alternative Energien witzelte ich, dass es bald so viele Windkrafträder auf der Erde gäbe, dass die Erde ins Trudeln geriete. Physikalischer Unsinn.
Wer „Das Mondmalheur“ gelesen hat, weiß, was aus diesem Gedanken geworden ist: Nichts. Dennoch hat es etwas angestoßen, sagen wir, es hat den „Plot Bunny“ angelockt
.


Wie entstehen die Protagonisten Deines Buches? Sind Deine Figuren immer rein fiktiv oder lässt Du Dich auch von realen Personen inspirieren?

Ich lasse mich ausschließlich von realen Personen leiten. Ganz oft steckt ein großer Teil meiner Selbst in den Protagonisten, ich denke, das ist bei jedem Autor der Fall. Die schönsten Marotten meiner Freunde haben ihre Spuren hinterlassen, aber auch negative Wesenszüge von Leuten, die ich kenne (oder zu kennen meine) werden gefiltert und neu gemischt. Eine direkte Vorlage habe ich nicht, ich glaube, dass die Eigenheiten meiner Protagonisten ein buntes Sammelsurium aus meinen Erfahrungen mit anderen Menschen sind.

Was bereitet Dir mehr Schwierigkeiten? Der Anfang oder das Ende Deines Buches? 
 
Ganz klar das Ende! Auch, wenn das Exposé inklusive Ende schon feststeht, heißt das nicht, dass es dabei auch bleibt. Vielleicht hat es aber auch mit dem Gedanken zu tun, meine Protagonisten loszulassen, wenn das Ende naht…

Nach welchen Kriterien hast Du Dich für dein Cover entschieden bzw. wie kamst Du auf deine Idee? 
 
Zwischenzeitlich habe ich es bedauert, den Dodo so in den Vordergrund gerückt zu haben, wo er doch im Mondmalheur eine eher unbedeutende Rolle spielt. Ich hatte gedacht: „Dodos gehen immer.“ Schließlich ist ein Dodo niedlich, ein absoluter Eyecatcher, und mir ist bislang noch kein Buch untergekommen, auf dem ein solcher Vogel abgebildet ist.
Doch einige meiner Leser haben den Dodomangel moniert, was mich schlussendlich dazu veranlasst hat, noch zwei weitere Teile zu schreiben, um wenigstens im dritten Teil dem Cover vom ersten gerecht zu werden.
Natürlich mussten bei dem Titel Mond und Sterne rein, das habe ich mit einer Spiegelung im Auge des Dodos gelöst (ja, mal genau hinschauen!) und eine NASA-Aufnahme der Pleiaden in den Hintergrund gepackt. Den Mond einfach abzubilden war mir zu öde und hätte mich vermutlich noch weiter in die Science-Fiction-Ecke gerückt, in die ich, meiner Meinung nach, nur bedingt gehöre.

Wie hast Du deinen Titel gefunden? 
 
Im Buch geht es an einer Stelle darum, dass Politiker die gigantische Katastrophe, die dort am Himmel passiert, kleinreden, wie sie es in der Realität allzuoft mit Problemen tun. „Nur ein Faux-Pax, ein kleines Versehen, ein Malheur.“ Dass ich dazu noch Alliterationen liebe, wird man spätestens Ende des Jahres bei meinem kommenden Buch feststellen, dem „Sterbeschlamassel“.

Welcher Zielgruppe würdest Du deine Bücher am ehesten empfehlen?

Allen, die schrägem Humor und einer Portion Verrücktheit nicht abgeneigt sind. Sie müssen definitiv keine Science-Fiction-Fans sein (dazu enthält „Das Mondmalheur“ zu wenig Aliens, Raumschiffe und Laserschwerter), trotzdem offen für abgefahrene Ideen und die ein oder andere Anspielung auf die heutige Gesellschaft.

Die Geschichte ist in ja in zwei Teile geteilt. Eine spannende Aufteilung. Warum hast du dich dafür entschieden?

Ich hielt es für langweilig, das Mondmalheur, die Katastrophe, bis ins Detail zu beschreiben, zu erklären, was zwischenzeitlich mit den Protagonisten geschehen ist und so weiter und so fort. Filme und Bücher über einen vermeintlichen Weltuntergang gibt es zur Genüge, da braucht es mich nicht, um das noch einmal in Worte zu fassen. Ein sauberer Schnitt, ein Zeitsprung von sechsundzwanzig Jahren, und weiter ging’s.

Welches Buch hat einen nachhaltigen Eindruck bei Dir hinterlassen und ist aus Deinem Bücherregal nicht mehr wegzudenken? 
 
Der Duden.
Im Ernst, da gibt es so viele, die dermaßen verschieden sind, dass ich mich nicht auf ein Buch festlegen möchte. Der Duden trifft’s deshalb ganz gut.

Wenn Du in Dein eigenes Bücherregal schaust – welches Genre ist hier am meisten vertreten?

Schwer zu sagen. Ich kann wirklich nicht behaupten, dass ein einziges Genre überwiegt. Würde ich die Bücher abzählen, würde deutsche Literatur vorne liegen, aber das liegt wohl am Studium (zudem macht es einen guten Eindruck, Fontane, Beckett und Grass im Regal stehen zu haben).
Ansonsten habe ich Lesephasen: vor ein paar Jahren waren es historische Bücher, dann kamen Krimis, jetzt lese ich eher Gegenwartsliteratur und die querbeet.
Science Fiction und Fantasy findet man wiederum kaum in meinen Regalen.

Mit welcher literarischen Figur würdest Du gerne einmal einen Tag verbringen?

Ich würde Godot gerne mal treffen, wo doch alle so heiß sind, ihn kennenzulernen. Aber ich fürchte, er würde nicht kommen.


Vielen Dank für dieses tolle Interview! 
Ich freue mich bereits auf dein nächstes Buch :)

Copyright © Julia




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