Der überaus sympathische Autor (Er ist Sherlock Holmes Fan) von Wie ich aus Versehen eine Bank ausraubte Simon Bartsch war so nett und hat sich bereit erklärt mir einige Fragen zu beantworten.
Dafür möchte ich mich zuerst bedanken. :)
Natürlich möchte ich euch seine wirklich interessanten Antworten nicht vorenthalten.
Ich hoffe ihr habt genauso viel Spaß beim Lesen wie ich es hatte.
Stell
Dich doch bitte einmal kurz vor.
Geboren
in dem Jahr als der künftige Champions-League-Sieger aus Köln
letztmalig die Meisterschaft feierte, habe ich zwei Leidenschaften
mit auf den Weg bekommen: Sport und Humor. Diesen dürfte ich ein
paar Jahre in London schwärzen – eine gefährliche Mischung.
Mittlerweile lebe ich mit Frau und Hund in Bonn, arbeite als
Journalist und beackere noch immer die Aschenplätze der
Fußball-Kreisklasse.
Wie
bist Du zum Schreiben gekommen und wann hattest du deine ersten
Gehversuche unternommen?
Laut
meiner Eltern konnte ich wohl schon erschreckend früh lesen und
verfügte wohl in jungen Jahren über eine blühende Phantasie.
Bereits in der Schule habe ich sehr viel geschrieben. Allerdings
nicht das, was meine Lehrer von mir verlangten. Mein Talent haben sie
offenbar auch nicht erkannt, man hat mir eher eine Karriere auf dem
Bau prophezeit. Ich muss zugeben, dass ich bis zum Studium auch nur
sehr selten (wenn es sich während des Abiturs wirklich nicht
vermeiden ließ) ein Buch zur Hand genommen habe. Während der
langatmigen Vorlesungen in der Sportpsychologie, Sportpolitik und
Biomechanik habe ich sehr schnell die Vorzüge spannender Bücher und
damit auch die Leidenschaft zum Lesen entdeckt. Während des Studiums
habe ich dann angefangen als freier Journalist für diverse
Tageszeitungen und den WDR zu arbeiten und dort auch die Liebe zum
Schreiben gefunden. In dieser Zeit – vor mehr als zehn Jahren –
ist dann mein erster Krimi entstanden, den ich in den kommenden
Jahren veröffentlichen will.
Wie
sieht dein Schreib-Alltag aus bzw. wie gestaltest du das
Schreiben?
Du eventuell auch schon Erfahrung mit Schreibblockaden
machen müssen und hast du Tipps für junge Autoren damit umzugehen?
Einen
richtigen Schreiballtag habe ich leider nicht, da ich als Journalist
nur noch wenig Zeit habe. Wichtig ist, möglichst wenig
Ablenkungspotenzial zu schaffen. Schreiben und im Hintergrund den
Fernseher laufen lassen, funktioniert nicht. Jede Ablenkung ist für
das Produkt schlecht. Das Schöne am Schreiben ist ja, dass man es
überall machen kann – ob im Park, am Rheinufer oder im Büro. Mit
Schreibblockaden habe ich eigentlich keine Erfahrungen. Ich schreibe
das, was mir in den Kopf kommt. Ein Konzept gibt es wenn nur in
meinem Kopf – und dann lass ich laufen! Blockaden habe ich im
journalistischen Bereich ab und an. Da hilft es mir mal kurz
abzuschalten. Mal mit dem Hund zu gehen oder für eine Stunde aufs
Rennrad.
Wo
schreibst du am Liebsten bzw. hast du besondere „Rituale“ beim
Schreiben?
Am
liebsten schreibe ich im Sommer in einem Biergarten. Besondere
Rituale habe ich nicht.
Wie
kamst du auf die Idee deines Buches? War es eher ein spontaner
Einfall? Ein Traum? Oder wurdest du von etwas inspiriert?
Tatsächlich
habe ich einen TV-Bericht über einen tourettekranken Jungen gesehen.
Dieser hat in einem Supermarkt „Hände hoch, Überfall!“ gerufen.
Die Angestellten hat das herzlich wenig interessiert, da sie den
jungen Mann kannten. Da habe ich mich gefragt, was wäre wenn der
Junge in einer Bank wäre und die Angestellten nichts von der
Krankheit wüssten. Somit war die Grundidee geboren. Beim
Hundespaziergang habe ich mit meiner Frau die Idee konkretisiert und
damit ist der Einstieg zu Jan und Lauras Abenteuer entstanden.
Wie
entstehen die Protagonisten Deines Buches? Sind Deine Figuren immer
rein fiktiv oder lässt du dich auch von realen Personen inspirieren?
In
diesem Fall sind die Protagonisten rein fiktiv. Bei meinem ersten
Roman „Entschuldigung? Ich bräuchte mal Ihr Kind!“ soll es
angeblich Ähnlichkeiten zu meinen Menschen im Umfeld gegeben haben.
Ich weiß von nichts. Welche Personen da wirklich infrage kommen,
kann ich nicht sagen. (In London habe ich auch Sarkasmus gelernt.)
Deine
beiden Hauptpersonen sind ja schon etwas besonderes, wieso hast du
gerade sie zu den Protagonisten deines Buches gemacht?
Nur
so kann das Buch funktionieren. Der Wechsel zwischen Vernunft und
kindlichem Leichtsinn sowie Krankheit und vermeintlicher Gesundheit
machen den Roman erst humoristisch.
War
es schwierig aus Jans Sicht diesen Roman zu schreiben?
Grundsätzlich
fand ich es angenehm die einfachen Sätze zuschreiben. Aber es ist
eine Gradwanderung. Zum einen will man möglichst einfach schreiben,
zum anderen muss es für den Leser trotzdem verständlich bleiben.
Einen gewissen Anspruch an die deutsche Sprache muss man als
Journalist natürlich wahren. Beim Lektorat sind einige Worte
aufgefallen, die Jan so vermutlich nicht sagen würde. Insofern
musste ich schon ein wenig nachschleifen. Ich habe mir mit Laura aber
bewusst eine Falltür gelassen, ohne jetzt zu viel zu verraten.
Hast
du besondere Recherche betrieben, um so eine authentische Darstellung
zu bekommen?
Ja.
Bei der Kombination Humor und Krankheit bewegt man sich natürlich
auf sehr dünnem Eis. Man will und darf dem Kranken nicht zu nahe
treten. Deswegen ist eine gründliche Recherche unabdingbar. Es darf
sich auf keinen Fall diesbezüglich ein Fehler einschleichen. Bei der
Auseinandersetzung mit dem Tourette-Syndrom bin ich oft an meine
Grenzen gestoßen. Es ist schockierend wie wenig wir, aber auch die
Medien und die Forschung über diese Krankheit wissen. Deswegen
unterstützen wir ja auch den InteressenVerband Tic- und
Tourette-Syndrom.
Was
bereitet dir mehr Schwierigkeiten? Der Anfang oder das Ende Deines
Buches?
Das
ist schwer zu beantworten. Wenn eine Idee da ist, finde ich meist
schnell einen gelungenen Einstieg. Und wie gesagt, dann lasse ich
einfach laufen. Bislang ist es immer gut gegangen. Natürlich musste
ich immer ein bisschen nachbessern.
Nach
welchen Kriterien hast du dich für dein Cover entschieden bzw. wie
kamst du auf deine Idee?
Das
Cover hat mir, dem Verlag, aber vor allem meiner Frau viel
abverlangt. Denn in Sachen Design und Geschmack hat sie das Sagen!
Wir haben lange überlegt, ob wir Polaroids von den
Sehenswürdigkeiten, einen Koffer voller Geld oder eine Postkarte
nehmen. Es ist die Postkarte geworden, weil die ein roter Faden der
Geschichte ist. Die Idee den Stempel an der Veröffentlichungsdatum
zu knüpfen hatte die Designerin, die das Cover erstellt hat. Das hat
mich sehr freudig überrascht.
Wie
hast du deinen Titel gefunden?
Komischerweise
stand der schon nach den ersten Seiten fest. Das ist eher untypisch.
Wir haben in den finalen Zügen vor der Veröffentlichung noch einmal
darüber nachgedacht, sind aber vollends damit zufrieden.
Welcher
Zielgruppe würdest du deine Bücher am ehesten empfehlen?
Allen
Menschen, die gerne Lachen. Auf eine richtige Zielgruppe will ich
mich nicht festlegen. Das sieht man schon daran, dass es schwer ist
ein richtiges Genre zu finden. Es sind Elemente aus den Bereichen
Humor, Dramatik, Liebesroman und Roadmovie enthalten, auch wenn es
sicherlich eine Komödie ist – ein Kinderbuch ist es wahrlich
nicht.
Welches
Buch hat einen nachhaltigen Eindruck bei Dir hinterlassen und ist aus
Deinem Bücherregal nicht mehr wegzudenken?
Durch
Henning Mankell und Ake Edwardson bin ich überhaupt zum Lesen
gekommen. Deswegen sind diese Romane sehr wichtig für mich.
Mittlerweile verschlinge ich die Bücher von Michael Robotham, Simon
Kernick und vor allem Paul Cleave. Ich finde Cleave genial. Meine
Krimis (von denen bereits zwei Manuskripte vorliegen) sind ähnlich
skuril angelegt. Beruflich dürfen natürlich die Fußball-WM-Bücher
von 1930 bis 2014 (na gut, auch die EM-Bücher von 1960 – 2012 und
die Olympia-Bücher von 1896 bis 2014) nicht fehlen, auch wenn das
ein wenig nerdig erscheint.
Wenn
Du in Dein eigenes Bücherregal schaust – welches Genre ist hier am
meisten vertreten?
Das
ist recht einfach. Fast 99 Prozent aller meiner Bücher sind im Genre
Krimi/Thriller angesiedelt. Vor allem britische und skandinavische
Krimis liebe ich. Val McDermid, Ian Ranking, Olliver Harris und Nicci
French dürfen nicht fehlen. Aber auch amerikanische Autoren wie Cody
McFadyen, Jilliane Hoffmann und Don Winslow finde ich gut.
Komischerweise muss man schon lange suchen, um Humor in meinem Regal
zu finden. Aber eins ist sicher, ich habe noch ein Bücherregal
(Expedit) und so lange es Printbücher gibt, wird es auch stetig
befüllt.
Mit
welcher literarischen Figur würdest Du gerne einmal einen Tag
verbringen?
Lieber
nicht mit Joe aus Paul Cleaves „Der siebte Tod“. Das wäre mir
schon zu riskant. Ich stelle mir ein Tag mit Sherlock Holmes spannend
vor. Erstens würde ich meine zweite Heimat London so schnell wieder
sehen und zweitens finde ich seine verschrobene Art gerade in den
neuen TV- und Kinoproduktionen unheimlich originell. Aber auch ein
Tag mit Jan und Laura hätte sicherlich viele Abenteuer parat.
Danke :)
Copyright © Julia
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