Freitag, 6. Juni 2014

Interview: Eva Finkenstädt

Wie versprochen folgt heute das kleine Interview mit Eva Finkenstädt, der Autorin von Gold in Tüten

 
Stell Dich doch bitte einmal kurz vor. 
 
Ich bin Jahrgang 54 und stehe heute noch auf langhaarige junge Männer (inzwischen mehr ästhetisch), Hippies und Willy Brandts Ostpolitik. 
Von meinen vier Söhnen hab ich den ersten mit 17 gekriegt und den letzten mit 49, das heißt, ich hatte praktisch mein ganzes Erwachsenenleben ein Kind um mich. Mein Geld verdiene ich als selbstständige Korrektorin.


Wie bist Du zum Schreiben gekommen und wann hattest Du deine ersten Gehversuche unternommen?

Mit um die Zwanzig rum Tagebuch und Gedichte, dann einzelne Szenen. Viele Anfänge.

Wie sieht Dein Schreib-Alltag aus bzw. wie gestaltest Du das Schreiben?
Hast du eventuell auch schon Erfahrung mit Schreibblockaden machen müssen und hast Du Tipps für junge Autoren damit umzugehen?


Zunächst mal gehe ich nicht ohne Schreibblock aus dem Haus. Getippt und systematisch weitergesponnen wird vor dem Schlafengehen.
Wenn ich meine Geschichte vernachlässigt habe, dann trocknet die Quelle aus und ich muss Energie reinstecken, damit es weitergeht. In solchen Fällen überarbeite ich den fertigen Teil, bis ich wieder drin bin.
Und manchmal stecke ich auch in einer Sackgasse oder die Geschichte stagniert. Daran bin ich selbst schuld, weil ich nicht anständig plotte und einfach drauflosschreibe. Ich gehe davon aus, dass meine Figuren ihre Geschichte selbst am besten kennen. Wenn sie nicht weitererzählen, stupse ich sie ein bisschen, ganz vorsichtig, indem ich zum Beispiel etwas aus ihrer Kindheit schreibe.

Wo schreibst Du am Liebsten bzw. hast Du besondere „Rituale“ beim Schreiben?

Am liebsten mit Blick nach draußen. Auch nachts.

Wie kamst du auf die Idee deines Buches? War es eher ein spontaner Einfall? Ein Traum? Oder wurdest du von etwas inspiriert?

In diesem Fall eine reale Begebenheit: Im Griechenlandurlaub wurde uns erzählt, man habe in einem Laden in Saloniki Kokain in Orangenkartons aus Kolumbien entdeckt, und sie seien eigentlich für Italien bestimmt gewesen. Vor lauter Kopfkino konnte ich die halbe Nacht nicht schlafen.

Wie entstehen die Protagonisten Deines Buches? Sind Deine Figuren immer rein fiktiv oder lässt Du dich auch von realen Personen inspirieren?

In diesem Fall hab ich mich inspirieren lassen. Normalerweise sind es eher einzelne Eigenschaften oder Begebenheiten realer Personen, die mit einfließen.

Was bereitet Dir mehr Schwierigkeiten? Der Anfang oder das Ende Deines Buches? 
 
Echte Schwierigkeiten habe ich damit, einzelne Szenen miteinander zu verbinden. Der Anfang schreibt sich bei mir wie diktiert und das Ende kommt auch irgendwann wie von selbst.

Nach welchen Kriterien hast Du dich für dein Cover entschieden bzw. wie kamst Du auf deine Idee?

Eigentlich sollten auf das Cover Apfelsinen drauf. Dann wurde in einer Aldi-Filiale in Berlin Koks in Bananenkartons gefunden und ich wollte das Buch unbedingt am nächsten Tag fertig haben. Zum Glück hatte meine Facebook-Freundin Claudia Lampert Zeit und Lust, über Nacht ein Cover herbeizuzaubern, und von ihr stammt auch dieses Bild. Eigentlich hat sie da eine Blume fotografiert. Aber die Farben passen und es ist ein wunderschönes Foto.
Wie hast Du deinen Titel gefunden?

Das weiß ich nicht mehr. Er war von Anfang an da. Zwischendurch hätte ich ihn gerne mal geändert, weil er ja erst dann was bedeutet, wenn man das Buch schon kennt.


Welcher Zielgruppe würdest Du deine Bücher am ehesten empfehlen?

Normalerweise schreib ich ernsthafte historische Romane, die sich eher an gestandene Frauen wenden. Dies hier, mit seinen jugendlichen Protagonisten, fällt ein bisschen aus meiner üblichen Zielgruppe raus. Das können auch Schüler und Lehrlinge lesen und Menschen, die nicht so furchtbar lesegeübt sind. Außerdem hab ich mir sagen lassen, es eigne sich gut als Toilettenbuch.


Dies ist deine erste Krimikomödie, doch eher ein ungewöhnliches Genre, wie kam es, dass du dich gerade dafür entschieden hast und keinen ernsteren Zugang gewählt hast? Hat dich dieses Genre vor besondere Probleme gestellt?

Eigentlich sollte das nur ein vergnüglicher kleiner Gimmick auf Facebook sein. Ich hatte auch in meinen ernsteren Büchern lustige Elemente drin, und nach dem letzten hab ich gesagt gekriegt, ich solle doch mal was Humoristisches schreiben.
Ach ja: In der Schule hab ich immer die humoristischen Aufsätze über die Klassenereignisse verfasst.

Hast du bereits Pläne für neue Romane dieser Art? 
 
Irgendwo in meinem Hinterkopf feilt sich Luisa ihre Fingernägel, langweilt sich und will wissen, wann es weitergeht. Eigentlich hatte ich nichts dergleichen geplant, aber was kann ein armer Autor gegen seine Figuren schon tun?


Welches Buch hat einen nachhaltigen Eindruck bei Dir hinterlassen und ist aus Deinem Bücherregal nicht mehr wegzudenken? 
 
Die Bhagavadgita – Pratchetts Soul Music und Monstrous Regiment. Gedichte von Mario Wirz und Hilde Domin.

Wenn Du in Dein eigenes Bücherregal schaust – welches Genre ist hier am meisten vertreten?

Ich hebe selten Bücher auf. Neben religionswissenschaftlichen und historischen Büchern hauptsächlich Fantasy.


Mit welcher literarischen Figur würdest Du gerne einmal einen Tag verbringen?

Huckleberry Finn. Ersatzweise Nanny Ogg. Merry und Pippin wären vielleicht auch nicht schlecht.




Vielen Dank für dieses tolle Interview und ich warte dann auf das nächste Abenteuer von Luisa!
  Copyright © Julia

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