Freitag, 28. März 2014

Snowpiercer


Ich war gestern auf der Premiere von Snowpiercer und möchte euch diesen, für mich sehr besonderen Film, heute vorstellen. 
 
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Einsam zieht der riesige Zug seinen Kreis durch eine kalte Landschaft aus Schnee und Eis.


Mit Snowpiercer kommt eine etwas andere Comicverfilmung ins Kino. Die Graphic Novel auf welche dieser Film aufbaut stammt aus Frankreich, heißt Transperceneige und kommt aus dem Jahr 1984.
In nicht all zu ferner Zukunft wird die Klimaerwärmung zu einem immer drastischeren Problem. Um dieses zu bekämpfen, wurde der Versuch gestartet dies Erde abzukühlen. Jedoch misslang dies und stürzte die Welt in eine neue Eiszeit. 
Nur ein Mann hatte dies kommen sehen und schon lange vorher begonnen einen Zug zu bauen, der ewig fahren sollte. Ein in sich geschlossenes Ökosystem, dass unabhängig von der Welt draußen existieren konnte. So braust er immer weiter durch die eiskalte Welt, wobei er genau ein Jahr braucht, um die Strecke einmal komplett abzufahren. 
 
Der Zug ist in verschiedene Abteile geteilt. An der Spitze des Zuges befindet sich die heilige Maschine und deren Erbauer Wilford. Danach kommen die Abteile für die erste und zweite Klasse und ganz am Ende des Zuges befindet sich der Teil der dritten Klasse. Dort leben die Menschen in ständiger Angst und um ihr Überleben kämpfend. Um aus dieser Hölle zu entkommen, versucht Curtis und einige andere Männer zum vorderen Teil des Zuges zu gelangen, um ihre Unterdrücker zu stürzen. Auf diesem beengten Raum stehen ihnen aber nicht nur die einzelnen verschlossenen Tore im Weg, welche die Abteile voneinander trennen, sondern auch die Soldaten und ihre eigenen Probleme im Weg. 
 
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Zuerst muss man die absolute Starbesetzung dieses, aus Südkorea stammenden Films hervorheben. So spielt der Captain America Star Chris Evans hier den verbitterten Curtis, der versucht sich durch den Zug zu kämpen. Hier ungewohnt mit Bart und Mütze ist er kaum wieder zu erkennen. (Im Nachhinein wurde ich tatsächlich gefragt, wer denn von den Schauspielern Captain America gewesen sein soll) Er zeigt in diesem Film, dass mehr in ihm steckt, als nur ein Superheld in einem komischen Aufzug. 
Hinter ihm Reihen sich ein absolut fantastischer John Hurt, eine grandios böse Tilda Swinton und ein wunderbar widerlicher Ed Harris, den man im Gegensatz zu Tildas Rolle doch fast mögen könnte, in die Reihe der Starbesetzung an. Nur um ein paar aus der langen Liste herauszupicken. Mein absolutes Highlight für mich war Luke Pasqualino, der d'Artangan in der BBC Serie The Musketeers spielt.
Jedoch war die ganze Besetzung so großartig, dass alleine dies einen ganzen Artikel füllen könnte. Diese Schauspieler waren es auch, die die Schwächen des Filmes ausgleichten, von denen es doch einige gab. 
So gab es Stellen, welche einfach unlogisch waren (die Anzahl der Menschen im Zug und deren Verteilung) und andere die leider so schlecht animiert waren, das man nicht wusste ob man lachen oder weinen sollte (die Herstellung der Proteinblöcke). Gerade bei den Kämpfen war außerdem die Kameraführung teilweise extrem verwirrend und ruckelig, weshalb mir doch in einer Szene etwas schwummrig im Kopf wurde. Darüber hinaus war der Film doch sehr brutal, was auf zarte Gemüter schlagen könnte. 
Der Film selbst fängt sehr stark an und man war sofort in dieser beengten Welt des Zuges gefangen. Die Angst und Verzweiflung der Menschen war deutlich spürbar, ohne das viel darüber gesprochen werden musste. Auch der Kontrast zur Außenwelt war sehr gut dargestellt. Besonders die Bilder dieser eisigen, toten Landschaft war beeindruckend.
Leider verlor der Film irgendwann ein wenig an Fahrt und wurde von einem ICE eher zu einem Regionalzug. 
Das Finale war dann wieder sehr actionreich und spannend.
Der Schluss jedoch stimmte nachdenklich und wir hatten auch nach dem Ende noch sehr viel zum diskutieren.

Hier möchte ich einmal die Szene in der Schule hervorheben, die mich am stärksten beeindruckt und gleichzeitig verschreckt hat. Das ganze Abteil wirkte so friedlich, bunt und naiv und stellte somit einen kaum zu ertragenen Kontrast zu dem ganzen vorher gesehenen Zug dar. Die Kinder und vor allem die Lehrerin waren so widerlich süß, dass sie genauso gut aus einem Horrorfilm stammen konnten. Diese Szene macht die Besonderheit dieses Films am deutlichsten, da sie am stärksten zeigt, wie krass der Kontrast zwischen den einzelnen Klassen ist und wie die Kinder manipuliert werden, um das zu glauben, was das System ihnen einflößt. Ein erschreckend realistisches Bild. 

Mir persönlich hat der Film trotz seiner Schwächen sehr gut gefallen. Man konnte mit den Hauptpersonen mitfühlen und sie gleichzeitig verachten. Besonders Curtis hat bei mir eine Achterbahn der Gefühle ausgelöst. Der Film zeigt, dass Menschen nicht nur gut oder schlecht sind und das die Umstände uns stärker beeinflussen als wir eigentlich denken. Man spürt den Film seine koreanischen Wurzeln an und den Regisseur Bong Joon-ho an. Darüber hinaus ist der Film eine Hommage an das Videospiel und einem solchen doch sehr nachempfunden. 
Alles in allem hat mir der Film doch sehr gut gefallen und ich würde ihn jedem empfehlen, der anspruchsvolles Kino genießen möchte, aber nicht vor der Darstellung von Gewalt zurückschreckt. Ich möchte noch einmal betonen, dass allein für die Darsteller, meines Erachtens, ein Besuch sich schon lohnt. 


  Copyright © Julia

 

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