Die Woche beginnt gleich wieder hochinteressant, da sich der Autor von Homunkulus dazu bereit erklärt hat einige Fragen zu beantworten.
Die Antworten möchte ich euch heute gerne Vorstellen :) Ich wünsche euch viel Spaß damit.
Die Antworten möchte ich euch heute gerne Vorstellen :) Ich wünsche euch viel Spaß damit.
Ich
bin Horus W. Odenthal. Ich bin Geschichtenerzähler,
zunächst
im Medium Comic, jetzt mit meinen phantastischen Romanen.
Gelegentlich hört
man auch, das ich singe. Mit Musik würde
ich auch gerne wieder mehr machen; die Gelegenheit wir sich bestimmt
ergeben. Ich wohne mit meiner Frau und meinen beiden
Zwillingstöchtern
in der Nähe
von Aachen, ab der Grenze zur Eifel. Ich liebe den amerikanischen
Nordwesten, Kalifornien und Arizona und halte mich dort so gerne so
oft wie möglich
auf. Wer meine Bücher
gelesen hat, dem dürfte
nicht entgangen sein, dass ich fasziniert von der Wüste
bin und es mich immer wieder dorthin zieht.
Wie
bist Du zum Schreiben gekommen und wann hattest Du deine ersten
Gehversuche unternommen?
Es
war eigentlich schon als Kind mein erster Berufswunsch Schriftsteller
zu werden. Entsprechend früh
habe ich auch schon meine erste Fantasy-Geschichte geschrieben. Es
war eine naive Mischung, der Sachen, die ich damals gerne las, also
„Herr
der Ringe“,
den Büchern
von Robert E. Howard und Michael Moorcock und ähnlichem.
Gott sei Dank sind die Sachen nicht erhalten geblieben. Trotzdem
haben einige Bruchstücke
daraus auch den Weg in meine heutigen Bücher
gefunden, zum Beispiel der Charakter von Auric dem Schwarzen und
Darachel, auch wenn sie damals eine ganz andere Rolle spielten.
Dann
habe ich irgendwann das Zeichnen entdeckt und schrieb und zeichnete
für
lange Zeit Comics für
den deutschen und US-amerikanischen Markt.
Bis
irgendwann die Geschichten aus mir herauswollten, die den Rahmen
dieses Mediums sprengten. Ich habe einmal auf Drängen
meiner Frau probeweise mit dem Schreiben von Prosa ohne Bilder
begonnen, und seitdem bin ich süchtig
danach.
Wie
sieht Dein Schreib-Alltag aus bzw. wie gestaltest Du das Schreiben?
Ich
versuche, so früh
wie möglich
an den Arbeitstisch zu kommen. Anders als viele andere Künstler
bin ich kein Nachtarbeiter. Ich bin ein totaler Lichtmensch, daher
die Affinität
zur Wüste,
und Licht gibt mir Kraft und Inspiration.
Hast Du
eventuell auch schon Erfahrung mit Schreibblockaden machen müssen
und hast Du Tipps für
junge Autoren damit umzugehen?
Ich
hatte ein einziges Mal so etwas wie eine Schreibblockade, als ich
nach langer Zeit der Pause wieder mitten in einem Roman angefangen
habe. Aber das hat auch nur einen Tag oder zwei gedauert.
Das
einzige, was man dann machen kann, ist Schreiben. Einfach schreiben,
egal was, ohne Filter und Wertung dessen, was dabei herauskommt. Dan
kommt man am schnellsten raus. Dazwischen immer wieder kurz Sachen
lesen, die man mag. Kleinere Holperer, die man eigentlich nicht
Blockaden nennen kann, überwindet
man durch ein paar Tricks.
Wenn
eine Szene hakt: Einfach weiterschreiben.
Spätestens,
wenn dir eine Szene wieder gut gelingt, wirst du wissen, wie du diese
besser machen kannst. Und dann kannst du sie überarbeiten.
Oder, alter Trick, schreibe sie so, wie sie auf keinen Fall sein
sollte. Dann ist erstmal die Schreibhemmung weg, und danach weißt
du klarer WIE sie sein sollte. Es kann nämlich
sein sein, dass dein Unterbewusstsein versucht, dir etwas zu sagen.
Etwas stimmt nicht an der Szene, etwas fehlt noch.
Wo
schreibst Du am Liebsten bzw. hast Du besondere „Rituale“
beim
Schreiben?
Ich
schreibe am liebsten an meinem Schreibtisch. Der stand an allen
Orten, an denen wir gewohnt haben, immer mitten im Raum. Ich hasse
es, gegen eine Wand zu arbeiten.
Das
Ritual ist, die Arbeit des letzten Tages durchschauen und
korrigieren, um in den Fluss der Erzählung
zu kommen, und von da ab weiterschreiben.
Wie
kamst du auf die Idee deines Buches? War es eher ein spontaner
Einfall? Ein Traum? Oder wurdest du von etwas inspiriert?
Was
„Homunkulus“
betrifft,
wurde ich durch einige Cop-Serien inspiriert, das Buch zu schreiben.
Diese Sachen haben mich eine zweitlang sehr fasziniert. Und dann kam
wieder eine Funke zum Tragen, den ich schon früh
beim Niederschreiben der NINRAGON-Trilogie hatte. Fantasy ist nicht
an eine bestimmte Art der Story gebunden, etwa an die Quest-Struktur;
man kann jede mögliche
Geschichte als Fantasy erzählen.
Man kann Geschichten aus jedem möglichen
Genre ins Fantasy-Genre übertragen.
Vielleicht mag es sein, dass Leser eine bestimmte Art von Geschichten
wünschen
oder Verlage das mit ihrem Angebot verstärken,
aber generell ist alles möglich.
Was
lag für
mich näher
als eine Cop-Story, eine Mischung zwischen Thriller und Krimi in
meine Fantasy-Welt von NINRAGON zu übertragen.
Eine Zeit und ein Setting bot sich an, die Themen kamen schnell
hinzu, und schon war der kreative Motor wie wild am Laufen.
Wie
entstehen die Protagonisten Deines Buches? Sind Deine Figuren immer
rein fiktiv oder lässt
Du dich auch von realen Personen inspirieren?
Das
kann man so generell nicht sagen. Meine Personen fangen immer fiktive
an, aber es kann natürlich
sein, dass sich irgendwann ein Zug einer realen Person an diese Figur
heftet oder die Figur sich sogar in bestimmte Merkmale dieser realen
Person hüllt.
Was
bereitet Dir mehr Schwierigkeiten? Der Anfang oder das Ende Deines
Buches?
Der
Anfang. Anfänge
sind wichtig. Anfänge
geben ein Versprechen für
den Rest des Romans. Anfangen sollen eine Verzauberung sein, die den
Leser dazu bringen, deinen Pfaden zu folgen. Es ist der Beginn einer
Beziehung. „Denn
jedem Anfang wohnt ein Zauber inne“,
sagt Hermann Hesse. Umso sorgfältiger
sollte man damit umgehen.
Das
Ende kommt von selbst. Jede Geschichte führt
zu einem Endpunkt. Manchmal zu mehreren. Welchen man davon wählt,
bestimmt den ganzen Charakter der Geschichte.
Was
hat dich zu dieser Geschichte inspiriert? Wann kam dir die Idee?
Die
Cop-Story in ein Fantasy-Setting zu übertragen
bildete den Kern, dann kam die Protagonistin Danak als Charakter
dazu. Alles andere waren logische Fortführungen
der Welt, die ich in der NINRAGON-Trilogie geschaffen habe bzw. der
Ausgangssituation.
Ich
habe die Idee für
das Cover zusammen mit dem Cover-Künstler
Arndt Drechsler entwickelt. Wir haben miteinander die Möglichkeiten
durchgesprochen und kamen ziemlich schnell zu dieser Lösung.
Danak, die Protagonistin und die Stadt dahinter. Als ich Arndts Cover
das erste Mal sah, war ich vollkommen hin und weg, wie gut er die
Figur und die Stimmung getroffen hat. Arndt Drechsler ist einer der
ganz großen
Cover-Illustratoren und hat schon sehr viel gemacht, ob Cover für
China Miéville,
Davic Weber, Perry Rhodan und und und. Er ist einer der Leute, die
wirklich einen internationalen Standard haben.
Wie
hast Du deinen Titel gefunden?
Der
Titel ergab sich relativ schnell aus der zentralen Bedrohung, die
dann aber auch auf anderer Ebene zum Motiv des Romans wurde. Aber ich
will nicht zu viel verraten.
Welcher
Zielgruppe würdest
Du deine Bücher
am ehesten empfehlen?
Zunächst
einmal jedem der Fantasy mag und bereit ist über
den normalen Standard der Herr-der-Ringe-Nachmacher hinauszugehen und
sich auf ein Szenario einzulassen, das nicht mehr dem kindlichen und
märchenhaften
Schema von Schwarz-Weiß,
Gut und Böse
entspricht. Der etwas Neues lesen will.
Und
dann den Leuten, die eigentlich keine Fantasy lesen. Ich habe die
Erfahrung gemacht, dass auch die sehr viel mit meinen Romanen
anfangen können.
Weil sie in ihnen Dinge finden, eine Tiefe und einen „Realismus“,
die sie bei Fantasy nicht vermutet hätten.
Die Welt, in die ich den Leser führe,
versuche ich genauso real, greifbar und erlebbar zu halten, wie die
reale Welt. Und die Welten, in denen auch „Nicht-Genre“-Bücher
spielen.
Homunkulus
spielt ja in dem Erzähluniversum
von Ninragon, ist jedoch ein eigenständiger
Roman. Wie kam es, dass du dich gerade dazu entschieden hast?
Das
beantwortet sich zum Teil durch die Entstehung bzw. den Weg durch den
ich zur Idee für
„Homunkulus“
gekommen
bin. Es ergab sich logisch.
Zum
anderen ist es mein großer
Plan, das NINRAGON-Universum insgesamt nach diesem Prinzip
aufzubauen.
Jeder
Teil soll für
sich stehen, soll für
sich allein verstanden werden können.
Jede Erzählung
ist eine Tür
in die NINRAGON-Welt. Hat man sie einmal betreteten, dann kann man
für
sich entscheiden, in welche Richtung man gehen will, um sie weiter zu
erforschen.
Es
gibt einige Leute, die diesem Prinzip der Serie folgen. Geschichten,
die zusammenhängen
und sich gegenseitig bereichern, die aber auch für
sich allein stehen können
und in keiner besonderen Reihenfolge gelesen werden müssen.
Lois McMaster Bujold mit ihrem Barrayar-Zyklus und den Geschichten um
Miles Vorkosigan gehört
zum Beispiel dazu.
Eine
wichtige Frage noch: Denkst du über
einen zweiten Teil mit Danak als Hauptperson nach?
Nicht
aktiv. Das wäre
aber möglich.
Genauso wäre
es möglich,
dass ich eine Geschichte erzähle,
in der Danak zwar vorkommt, aber diesmal nicht die Hauptperson ist.
Ich hatte schon für
mich eine Geschichte geplant, in der Personen die Hauptrolle spielen,
die am Rande auch in „Homunkulus“
vorkommen
und uns tiefer in die Geschichte dieser Welt eintauchen lässt,
das Thema von „Homunkulus“
auf einem
breiteren Hintergrund weiter verfolgt. Das wären
dann Personen, die man bei „Homunkulus“
im Lager der
Antagonisten getroffen hat. Die Bösen
sind oft nichts anderes als die Guten einer anderen Seite. Die
Geschichte trägt
den Arbeitstitel „Firnwölfe“.
Du
hast ja bereist reichlich Erfahrung im Self-Publishing gesammelt. Was
für
Vor-und Nachteile siehst du daran? Was würdest
du jungen Autoren empfehlen, die darüber
nachdenken ihr erstes Buch selbst zu veröffentlichen?
Der
Vorteil ist, dass man volle kreative Kontrolle hat und man nicht in
die Schubladen von Verlagen passen muss. Der Nachteil ist, dass man
einiges selber machen muss, was sonst ein Verlag übernehmen
sollte. Das wird dadruch ausgeglichen, dass viele Verlage diese
klassischen Aufgaben heute auch nicht mehr wahrnehmen. Ein Verlag
liefert Aufmerksamkeit, indem er dich mit seiner Finanzkraft in die
Buchläden
drücken
kann. Als Self-Publisher musst du dir diese Aufmerksamkeit selber
schaffen.
Aber
das alles ändert
sich schnell, weil die Buchwelt gerade in einem Umbruch ist. Verlage
müssen
diese Veränderung
ergreifen, um in der bisherigen Stärke
überleben
zu können.
Autoren können
diese Möglichkeiten
ergreifen, um zu einer Freiheit zu gelangen, wie sie bisher nicht
möglich
war.
Welches
Buch hat einen nachhaltigen Eindruck bei Dir hinterlassen und ist aus
Deinem Bücherregal
nicht mehr wegzudenken?
Das
sind viel zu viele, um sie hier zu nennen. Bei der Fantasy: Herr der
Ringe, Glen Cook, Richard Morgan, Steven Erikson, R. Scott Bakker
usw. usf.
SF:
William Gibsons „Neuromancer“,
Dan Simmons „Hyperion“-Romane,
Richard Morgan usw. usf.
Generell:
Thomas Mann, Dorus Lessing, Haruki Murakami, John Cowper Powys
„Glastonbury
Romance“ Alfred
Döblins
„BErlin
Alexanderplatz“,
viel zu viele, viel zu viele.
Und
natürlich
Elmore Leonards Bücher,
seine „Krimis“
aber auch
seine Western. Ein Autor, der in Deutschland noch viel zu sehr
unterschätzt
wird.
Und
ich bin sicher, ich habe ganz viele für
mich wichtige Bücher
vergessen.
Wenn
Du in Dein eigenes Bücherregal
schaust – welches
Genre ist hier am meisten vertreten?
Fantasy
und Science Fiction.
Mit
welcher literarischen Figur würdest
Du gerne einmal einen Tag verbringen?
Den
meisten Figuren, über
die ich gerne lese, würde
ich im richtigen Leben wohl am liebsten aus dem Weg gehen.
Wahrscheinlich würde
ich am liebsten mit Anna Wulf aus Doris Lessings „Das
Goldene Notizbuch“ einen
Tag verbringen. Nicht spektakulär
aber bestimmt hochinteressant. Die meisten anderen schaue ich mir
lieber aus sicherer Entfernung durch das Fenster eines Buches an.
Ich danke Hours W. Odenthal für dieses tolle Interview.
Copyright © Julia
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