Freitag, 5. Juli 2013

Untat



Klappentext:


"Wir sind nervös. Natürlich. Das wären Sie doch sicherlich auch, wenn Sie sich in wenigen Minuten einem Verbrecher anvertrauen würden. Oder?"
Wie wird man zum Verbrecher? Zwei Journalisten heuern bei Oscar, einem "bösen Buben", an und werden Augenzeugen einer Kindesentführung. Doch statt zu einer packenden Reportage entwickelt sich dieses Abenteuer zu einem Albtraum: Sind die Journalisten selbst Opfer – oder doch Täter? Ist Oscar ein Psychopath oder ein Aufschneider? Aus der vermeintlichen Distanz des Beobachters wird man hineingezogen in ein beängstigendes und brutales Geschehen.

Inhalt:

Der im ersten Moment sehr dünn erscheinende Thriller, hält einige Überraschungen für seine Leser parat. Das Erste, was einem auffällt ist die ständige Bezeichnung ,,Wir" für die Protagonisten. Die Geschichte ist eigentlich in der Ich-Perspektive verfasst, doch diese wurde hier durch das Wir ersetzt. Dadurch verschmelzen die beiden Reporter zu einer Einheit. Man erfährt nichts persönliches über sie. Weder erfährt man ihren Namen, noch wie sie aussehen. Stattdessen wird man durch ihre kühle, distanzierte Sicht immer tiefer in diesen düsteren Strudel gezogen, der einen immer mehr Fragen stellen lässt.
Oskar, der Verbrecher dagegen wird sehr deutlich beschrieben. Seine Handlungen und seine Worte lassen einem als Leser immer wieder zusammenfahren und den Kopf schütteln. Er ist, wie er sein soll, einfach widerlich und böse und man fragt sich als Leser, was die Reporter sich dabei nur gedacht haben. Mit jeder weiteren Tat, die Oskar begeht und die durch die Reporter immer wieder beschönigt und übersehen wird, werden sie tiefer mit hineingezogen. Während sich die Reporter mit Oskar in dessen Haus setzten, Chips essen, Bier trinken, Pornos sehen und vor allem Warten, verschwimmt die Realität und der Wahnsinn zu einem undurchschaubaren Chaos, das niemand mehr durchschauen kann. Als Oskar dann das kleinen Mädchen entführt, spitzt sich die Lage immer weiter zu und nicht nur der Leser fragt sich unweigerlich, ab wann man selbst zum Verbrecher wird.
Wenn ich die erste Seite begonnen habe, fragte ich mich, ob dieses Buch wirklich spannend sein konnte. Dann habe ich die 133 Seiten ohne eine einzige Pause durchgelesen. Man wird sofort durch die beiden Reporter in eine schreckliche Welt hineingezogen, die einen auch nach der letzten Seite nicht mehr loslässt. Am Ende bleiben weiß man selbst nicht mehr was Realität und was Wahnsinn ist, wodurch man mit mehr Fragen, als Antworten zurück bleibt.

Fazit:

Dieses Buch hat mich in kürzester Zeit gefesselt. Es ist einer der besten Thriller die ich seit langem gelesen habe. Der ständig Widerspruch zwischen der distanzierten Erzählung der Protagonisten und der Nähe zu den Geschehnissen macht dieses Buch unglaublich spannend. Man möchte die ganze Zeit wissen, wie es weitergeht, selbst als die Geschichte schon vorbei ist. Es lässt einen in einem moralischen Dilemma zurück.  In wie weit ist reines Beobachten überhaupt möglich? Wann macht man sich selbst eines Verbrechens schuldig und überschreitet man durch reines Nichtstun bereits eine Grenze? 
Ein absolut großartiger Roman, sowohl sprachlich, als auch inhaltlich und für einfach jeden weiter zu empfehlen. Ich danke BloggdeinBuch, dem Conte Verlag und Guido Rohm für dieses großartiges Buch.





                                   http://www.conte-verlag.de/conte-krimi/rohm-untat

    
    Copyright © Julia                                                                                                         

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