Montag, 1. Juli 2013

Teil 37


Falls du die anderen Teile dieser Geschichte noch nicht gelesen hast, findest du sie hier.

Bevor er etwas sagen konnte, nahm sie seine rechte Hand und bedeute ihm mit ihrer freien weiter zu gehen. Lachend tat er wie geheißen, ging nun aber langsamer und achtete darauf Maelle nicht über zu unebenes Gelände zu führen. Das Rauschen hörte er schon lange bevor man etwas von dem Fluss sehen konnte. Auch 
Maelle brauchte noch einige Meter mehr, bevor sie inne hielt.
,,Ist das ein Fluss?“ Er lächelte. ,,Komm weiter. Wir sind gleich da.“ Zev trat zuerst auf die kleine Lichtung, die weniger eine Lichtung, als ein kleiner See war. Der Fluss schlängelte sich oberhalb durch den dichten Wald und ergoss sich hier in einem kleinen rauschenden Wasserfall in diesen großen Teich. Das Wasser lag kristallklar und vollkommen ruhig vor ihnen danieder. Auf dem See tanzten unzählige kleiner Lichter. Es war alles zu märchenhaft, um wirklich war zu sein. ,,Wow.“ Maelle trat einen kleinen Schritt weiter darauf zu. ,,Sie sind wunderschön.“ Vorsichtig und so leise wie möglich gingen sie näher an das Wasser heran. 
Zev hatte sich hinter Maelle gestellt, deren Füße das Wasser beinahe berührten und beugte sich zu ihr heran. Er stand so nah, dass seine Brust beinahe ihren Rücken berührte. Seine Hände umfassten vorsichtig ihre Schultern, als er ihr ins Ohr flüsterte. ,,Wusstest du das dieser Wald magisch ist.“ Maelle setzte an etwas zu sagen, doch stattdessen atmete sie nur ein und ließ ihren Mund wieder zuklappen. 
,,Der See soll heilende Kräfte besitzen. Einst, so sagt man lebte hier eine Wassernymphe, die jeden der es wagte in die Nähe ihres Sees zu kommen, hinab zog.“ Maelle zog ihre Füße vom Wasser weg, wodurch sie noch näher an ihn heran rückte. ,,Keine Sorge.“ Seine Worte waren nur ein Flüstern. ,,Sie ist schon lange tot.“ Er drehte sie sanft etwas nach links und zeigte mit seiner Hand in den Wald hinein. ,,Und da hinten, dort wo der Fluss am breitesten ist, da hatte die Ente einst Hänsel und Gretel hinübergebracht.“ Ein leichtes Lachen schüttelte ihren zarten Körper. ,,Glaubst du mir etwa nicht?“ Während er einen Schritt zurücktrat, fasste er sich theatralisch an die Brust, wodurch Maelle nur noch mehr lachen musste. ,,Aber natürlich glaube ich dir. Das heißt, dass das Lebkuchenhaus ja auch hier irgendwo stehen muss oder?“ Sie blickte sich suchend um. ,,Ich würde nämlich langsam etwas Hunger bekommen.“ 
Auf einmal wurde Zev ganz ernst und beugte sich zu ihr herüber. ,,Weißt du denn nicht, dass eine menschenfressende Hexe darin wohnt?“ Maelle stemmte ihren Hände in die Seiten. ,,Hast du denn das Märchen nicht richtig gelesen? Sie wurde doch im Ofen gebacken.“ Er kam wieder näher zu ihr heran, so das Maelle zu ihm aufblicken musste. 
,,Mit Märchen ist das so eine Sache. Du solltest niemals alles glauben, was sie dir weiß machen wollen.“ Zev sah, wie sich eine Gänsehaut über Maelles Arme zog. ,,Na komm“ In seiner Stimme lag ein Lachen, dass er lange nicht mehr so gehört hatte. Er nahm ihre Hand und ging zu einer flacheren Stelle des Sees, um sich dort auf einen Stein zu setzten und seine Schuhe auszuziehen. Sie blickte von oben auf ihn herunter, nicht sicher, was sie tun sollte. ,,Das Wasser tut dir nichts, keine Sorge.“ Langsam ließ er seine nackten Beine ins kalte Wasser gleiten. ,,Ich habe doch schon erwähnt, dass der See heilende Fähigkeiten hat. Das wird deinen Knöchel gut tun.“ Vorsichtig setzte sie sich neben ihn. Als sie den Halbschuh von ihrem Fuß zog, zuckte sie kurz vor Schmerzen zusammen. Sie schien sich doch mehr wehgetan haben, als es den Anschein gehabt hatte. Hätte er das gewusst, dann wäre er nie weiter gegangen. Langsam ließ sie ihren Fuß hinein gleiten und kaum war er abgetaucht, zuckte sie erschrocken zurück. ,,Das Wasser ist ja eiskalt.“ Zev brach in schallendes Gelächter aus. ,,Natürlich ist es kalt.“ 

 Copyright © Julia

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