Donnerstag, 7. März 2013

Teil 23


Falls du die anderen Teile dieser Geschichte noch nicht gelesen hast, findest du sie hier.

,,Du siehst besser aus.“ Auf Zevs Gesicht bildete sich ebenfalls ein leichtes Lächeln, als er nickte.
,,Ich habe gut geschlafen.“ Maelle legte ihren Kopf leicht schief. In ihren Augen leuchtete echte Freude. ,,Das freut mich zu hören.“ ,,Du warst heute Morgen nicht bei dem Treffen.“ Es war eine reine Feststellung, doch Zev fürchtete, dass sie es als einen Vorwurf aufnahm, als er lächelnd verschwand und Maelle den Blick senkte. Sie begann den Becher in ihrer Hand lang hin und her zu drehen.
,,Glaubst du mir, wenn ich sage ich habe verschlafen?“ ,,Wenn du so fragst, nein, natürlich nicht.“
Sie lachte. Es klang wie das sanfte Klingen von Glocken, die hoch oben im Turm schwangen. Ein scheues Lächeln kehrte auf ihr Gesicht zurück, welches Zev jedoch nur aus dem Augenwinkel sah. Sein Blick war noch immer auf ihre Hände fixiert und den Becher der sich 
unablässig drehte.
,,Ich war mir nicht sicher ob ich kommen sollte.“ Zev blickte auf und traf ihren klaren Blick. Irgendwas versuchte er darin zu finden. Eine Spur von Unaufrichtigkeit, ein Hauch von Heuchelei, doch da war nichts.  Er war von ihrer puren Ehrlichkeit erschüttert. So gerne würde Zev auch so ehrlich sein können und einfach jemanden direkt ins Gesicht sagen, was er dachte. Aber er hatte schmerzlich lernen müssen, immer überlegt zu sprechen und niemals zu offen zu anderen zu sein. Seine Gedanken und Gefühle, dass wusste er, konnten andere gegen einen verwenden. Manchmal, vor langer Zeit, hatte er sich selbst dafür gehasst. Nie hatte er echte Freunde gefunden. Nie hatte es jemanden gegeben, der ihm wirklich nah war. Außer ihr.Er schüttelte leicht seinen Kopf, um diesen Gedanken zu vertreiben.  ,,Hast du dir die Ausstellung schon angesehen?“ Maelle nickte leicht, sich fragend, ob die Antwort wohl dir richtige war.  ,,Und was hat dir am besten gefallen?“ Sie hatte die Tasse abgesetzt und begann, wieder mit gesenktem Kopf mit ihrem Finger auf dem Tisch Muster zu zeichnen.
,,Ich bin fasziniert von Schneewittchens Geschichte und den verschiedenen Interpretationen dieser.“
Zev legte seinen Kopf schräg und versuchte ihren Blick aufzufangen. Ihre gesamte Aufmerksamkeit schien sie jedoch auf die unsichtbaren Muster auf ihrem Tisch gerichtet zu haben. Zev seufzte. ,,Warum denn gerade Schneewittchen? Es gibt doch so viele andere Märchen. Cinderella, Rapunzel oder Dornröschen, um nur die für Frauen interessantesten zu nennen.“
Ein Lächeln umspielte ihre Mundwinkeln, dennoch blickte Maelle nicht zu ihm auf, als sie antwortete.  ,,Jede dieser Geschichten hat ihren ganz eigenen Charme, da hast du vollkommen recht, dennoch.“ Sie stieß einen langen, nachdenklichen Seufzer aus und blickte zu ihm auf. Ihre Augen glitzernden, als sie voller Ehrfurcht weiter sprach. ,,Ich weiß auch nicht. Wie soll ich das am besten Ausdrücken? Ich fühle mich mit Schneewittchen irgendwie verbunden. So als hätte ihre Geschichte etwas mit mir zu tun.“ Maelle lachte leicht hysterisch auf und senkte ein weitere Mal den Blick. Ihre Wangen hatten sich rot verfärbt. ,,Ich weiß, das klingt dumm.“ 

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