Freitag, 20. Februar 2015

Das siebte Kind

Erik Valeur
800 Seiten
Blanvalet Verlag (17. März 2014)


Beschreibung:

"Monumentales Debüt. Für Freunde von Psycho-Krimis ein Vergnügen." dpa

Sieben Waisenkinder aus Kongslund. Was ihnen angetan wurde, ist unverzeihlich. Und als würde ein Fluch auf ihnen liegen, haben sie alle schwere Schuld auf sich geladen. Marie, eines jener sieben Waisenkinder, hat den Werdegang ihrer einstigen Heimfreunde über Jahre und Jahrzehnte verfolgt. Als Erwachsene ruft sie alle zusammen. Aber will sie wirklich, dass ihnen allen endlich Gerechtigkeit widerfährt? Oder trachtet sie vielmehr einzig nach Abrechnung?
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Inhalt:

Ich habe dieses Buch vom Blanvalet Verlag als Rezensionsexemplar bekommen, da mich die Beschreibung wirklich angesprochen hatte. Als ich dann das Paket bekam, habe ich zum ersten Mal große Augen bekommen, über die Dicke des Buches. 800 Seiten, aber dies muss, ich kenne das aus Erfahrung, weder ein gutes, noch ein schlechtes Zeichen sein. In diesem Fall und das nehme ich schon einmal vor, hätten 300 Seiten weniger dem Buch allerdings gut getan.
Die Geschichte wird ruhig aufgebaut und wer Spannung von der ersten Seite erhofft, wird bitterlich enttäuscht. Es hat ziemlich bis zur Mitte gebraucht, bis sich bei mir auch nur annähernd so etwas wie Spannung entwickelte. Der Autor lässt sich so viel Zeit mit der Beschreibung der Personen, der Politik und den Umständen, dass man beinahe vergisst, worum es in diesem Buch eigentlich geht. Der nicht ganz so einfache Erzählstil, die unangekündigten und nicht sonderlich hervorgehobenen zeitlichen und örtlichen Wechsel, machen es da einem auch nicht leichter in das Buch einzusteigen. So etwas mag über drei- bis vierhundert Seiten noch funktionieren, doch für 800 Seiten ist dieser Erzählstil wirklich zu kompliziert. Zum Ende weiß man gar nicht mehr, was man zu Beginn eigentlich alles über eine Person erfahren hat. Hinzu kommen die unterschiedlichen Namen, Spitznamen und Beziehungen, die man in Verbindung setzen muss.
Die Geschichte selbst geht da leider etwas unter und dieses vermeintliche Wiedersehen in dem Kinderheim, das bereits im Klappentext angekündigt wird, zieht sich dann doch ganz schön lange hin. Jedoch treten dafür die Personen stärker in den Vordergrund. Wenn man sich einmal mit den Namen und Beziehungen zurechtgefunden hat und jedes der Kinder eine Geschichte zuordnen kann, beginnt das Buch auch etwas an Fahrt zu gewinnen. Dann entwickelt es sich zu einer tiefgründigen Personenstudie, zeigt einen interessanten Einblick auf Dänemarks Politik und die Verbindung zwischen dieser und den Medien.
Besonders gut gefallen hat mir die Protagonistin Marie, aus deren Sicht die Geschichte eigentlich erzählt wird. Auf subtile Art und Weise wird hier in eine Person geblickt, die nicht nur körperlich missgebildet ist. Auch die anderen Personen und vor allem jene Kinder aus Kongslund sind alle, durch ihre Erlebnisse auf ihre eigene Art und Weise gestört. Was definitiv spannend war zum Lesen und worüber man noch nachdenken muss. Auch werden einige Fragen aufgeworfen, über die man gut diskutieren kann. Ein Beispiel dafür ist, ob und wann man adoptierten Kindern sagen sollte, dass sie adoptiert sind.
Das Ende, die große Auflösung, kam in meinen Augen wenig überraschend. Als regelmäßiger Thrillerleser hat man ziemlich schnell (so weit man das in diesem langen Buch sagen kann) durchschaut, in welche Richtung sich alles entwickeln wird und genauso traf es dann auch genauso ein.

Fazit:

Vielleicht liegt es ja tatsächlich an mir, dass ich mit skandinavischen Thrillern einfach nicht warm werde und anderen gefällt die ruhige Erzählweise und der detailreiche Aufbau. Mir leider nicht.
Dies ist ein wirklich aufwenig entwickeltes Buch mit interessanten Personen, doch wirklich spannend wird es leider nie. Das kann bei 800 Seiten wirklich ermüdend sein und so musste ich mich beinahe durchquälen. Dies ist sehr schade, da die Grundidee wirklich fesselnd klang.

 Copyright © Julia

2 Kommentare:

  1. Hi Juju,
    ja, skandinavische Krimis sind so eine Sache für sich. Ich bin eigentlich keine sonderliche Krimileserin (mehr), will aber eigentlich mal wieder verstärkt zu anderen Genres greifen. Aber obwohl mich einige Punkte, die du hier genannt hast, neugierig machen, ist auch wieder zu vieles dabei, was mich wohl eher stören würde.

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  2. Hey,
    ja ich glaube, bei so einem dicken Buch muss man schon ein echter Fan skandinavischer Krimis sein, sonst ist er echt etwas zum Knabbern :)

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