Dienstag, 25. Februar 2014

Eine Liebe zwischen den Zeiten

 Sabine Neuffer

Seiten: (ca.) 442
Erscheinungsform: Originalausgabe
Erscheinungsdatum: Feb 2014
ISBN: eBook 978-3-95520-419-8
Format: ePUB 

 Ihr Blick schweifte erneut über sein Gesicht, bis er, magisch angezogen, wieder in seine Augen tauchte. Warum war ihr dieser Mann so vertraut? Er war ein Fremder und schien so nah.

Beschreibung:

 

Eine Erbschaft führt die Journalistin Lea nach Jahren in London in ihre deutsche Heimat zurück. Als sie das Haus, das ihr hinterlassen wurde, genauer unter die Lupe nimmt, entdeckt sie einen kleinen Verschlag unter der Treppe. Neugierig betritt sie ihn – und hört plötzlich ein gewaltiges Poltern und Klirren. Beunruhigt verlässt sie die Kammer und findet sich mit einem Mal in einem Treppenhaus wieder, das sich vollkommen verändert hat. Nach und nach begreift Lea, dass sie ins Jahr 1938 gereist ist. Eigentlich will sie so schnell wie möglich in ihre Zeit zurückkehren, doch dann lernt sie den geheimnisvollen Arzt Daniel kennen. Zwischen den beiden entwickelt sich eine Romanze. Aber wie eine dunkle Wolke schwebt die Gefahr über ihnen, denn Daniel ist Jude - dotbooks
 

Inhalt:

 

Nachdem Brian ihr eröffnet hat, dass er ihren gemeinsamen Irlandurlaub streichen will, da seine Familie ihn braucht, entscheidet sich Lea zu dem Haus in Deutschland, welches ihre Großmutter ihr vererbt hat, zu fahren und sich dort um einen Weiterverkauf zu kümmern. Dort landet sie, durch einen Verschlag, im Jahr 1938. Zuerst ist diese Begegnung für sie ein Schock, nicht nur das sie in die Vergangenheit gereist ist, sondern das sie gerade in der dunkelsten Zeit Deutschland gelandet ist. Dies ändert sich erst, als sie den jüdischen Arzt David, deren Tochter Mirjam und seine Enkelin kennenlernt. Sie beginnt eine Beziehung mit David, jedoch immer mit dem Wissen, dass sie einerseits nur diesen einen Sommer hat, da sich dann die Zeitpforte wieder schließt und das der Krieg und die vorangegangene Deportation wie ein Damoklesschwert über sie hängt.
Mir hat Lea nicht gut gefallen. Zum einen wurde sehr viel auf ihre ach so schwere Kindheit eingegangen und ihre damit einhergehende Gefühlsarmut. So kann sie es einfach nicht nachvollziehen, wieso Brian seine Familie so wichtig ist und fühlt sich von ihnen ausgeboten und reagiert bockig, statt zu versuchen sie besser kennen zu lernen. Außerdem beginnt sie, ohne schlechtes Gewissen eine Beziehung mit David und ignoriert Brian in dieser Zeit vollkommen. Auch, dass sie manchmal so unglaubliches Wissen über den Nationalsozialismus besitzt, aber ihr andere Dinge aus dieser Zeit nicht in den Sinn kommen, fand ich manchmal befremdlich. Gut dagegen fand ich die Darstellung ihres Umgangs mit der Zeitpforte und ihrer Fähigkeit, dadurch zurück zu reisen. Sie nimmt diese Tatsache weder einfach so hin, noch wird die Akzeptanz dessen zu lange herausgezögert. Das wirkt Glaubwürdig, ohne zu viel Spannung weg zu nehmen. David ist ein jüdischer Arzt mit eigener Praxis, dem das Schicksal hart zugesetzt hat. Ich fand ihn gut herausgearbeitet und interessant. Er hat eine schwere Vergangenheit und klare Ansichten über den Nationalsozialismus und vor allem dessen Ende, weshalb er auch keinen Sinn darin sieht auszuwandern. Obwohl er eine leidenschaftliche Beziehung mit Lea beginnt, wird sein Alter sehr gut darin widergespiegelt. So hat man bei ihm nicht das Gefühl, wie bei Lea, dass er sich in diese Beziehung stürzt und alles andere vergisst. Er verleiht dieser dennoch eine Ruhe, die mir sehr gut gefallen hat, da sie realistischer ist, als die meisten anderen Liebesgeschichten. Meine beiden Lieblingsfiguren aber waren Mirjam und Oscar, obwohl beide nicht unterschiedlicher sein könnten. Mirjam ist eine perfekte Verkörperung der Frau aus dieser Zeit. Sie macht den gesamten Haushalt, arbeitet und kümmert sich um ihre Tochter, die nach einem One Night Stand entstanden ist, welcher natürlich nur ihre Schuld war. Der Autorin ist hier eine perfekte Darstellung dieser Zeit geglückt. Dennoch muss man Mirjam einfach lieben, gerade weil sie so unglaublich naiv ist und durch Lea wenigstens eine kleine Veränderung durchlebt. Oscar dagegen ist Leas väterlicher Freund und ehemaliger bester Freund ihres Vater. Er ist Arzt, ist schwul und steht Lea mit Rat und Tat zur Seite. Er ist es auch, der ihr ein ,,wissenschaftliche“ Erklärung für die Zeitreise gibt. Er wirkt ein wenig wie der verrückte Zauberer der dem Helden einen Weg ins Abenteuer zeigt, aber selbst nicht daran teilhaben kann.
Die Geschichte an sich ist sehr gut und vor allem überzeugend ausgearbeitet. Es gibt weder Logiklöcher, noch unverständliche Handlungen. Sie ist zwar ab und an etwas vorhersehbar, doch nimmt dies nichts von der Spannung. Besonders in der Mitte des Buches, als Lea herausfindet welche Rolle ihre Großeltern eigentlich bei der ganzen Sache spielen, nimmt das Buch noch einmal richtig Fahrt auf. Dies liegt auch daran, dass für Lea langsam die Zeit knapp wird. So wie die Charaktere alle klug entworfen wurden, so auch die Storyline. Man wird hier mit vielen Fakten versorgt, die man vielleicht noch nicht kannte und gut in die Geschichte mit eingebaut wurden. Zum Ende hin hat mich etwas genervt, dass man schneller auf die Lösung gekommen ist (ich hatte da schon sehr früh meine Vermutungen), als es Lea tut. Über das Ende möchte ich nicht viel sagen, nur das es für mich doch fast etwas zu kitschig ist.
Den Schreibstil war sehr angenehm zu lesen, half auch über die eine oder andere holprige Stelle hinweg und ließ das Buch nur so dahinfließen. 
 

Fazit:

 

Hätte es neben Lea nicht noch die anderen Personen gegeben, ich hätte das Buch vielleicht gar nicht zu Ende gelesen. Ihr könnt euch also vorstellen, wie sehr sie mir auf die Nerven gegangen war. Doch durch diese wird dieser sehr solider Roman zu einem echten Schmuckstück. An der Geschichte gibt es eigentlich nichts zu meckern und selbst die Liebesgeschichte hat mir sehr gut gefallen, gerade weil es keine überschwänglichen Liebesbezeugungen gab. Die lauernden Schrecken dieser Zeit wurde sehr authentisch dargestellt, so das man einen guten Eindruck davon bekomme konnte, wie das Leben damals war und woran es lag, dass Juden wie David glaubten, dass es gar nicht so schlimm kommen kann.
Dies ist ein etwas anderer Zeitreiseroman, der fesselnd und romantisch ist und dennoch einen nachdenklich zurücklässt. Ein wirklich großartiger Roman, den ich euch allen nur ans Herz legen kann. 

Die Autorin:  

 

Sabine Neuffer wurde 1953 in Hannover geboren. 
Nachdem Studium für das Lehramt an Grund- und Hauptschulen machte sie einige berufliche Umwege und arbeitete für eine PR-Agentur bevor sie ab 1981 dann als Lehrerin arbeitete. Schon immer hat sie gerne gelesen, doch erst dann entdeckte sie ihre Leidenschaft für das Schreiben.

Bei dotbooks erschienen bereits Sabine Neuffers Romane „Eine Liebe zwischen den Zeiten“, „Herr Bofrost, der Apotheker und ich“ und „Das Glück ist eine Baustelle“ , sowie ihre Kinderbücher „Das Papa-Projekt“, „Das Oma-Projekt“ und „Das Geschwister-Projekt“.

Ich danke der Autorin für dieses tolle Buch und dotbooks dafür, dass sie es mir zum Rezensieren zur Verfügung gestellt haben. 




 Copyright © Julia

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