Donnerstag, 12. September 2013

Interview: Judith und Christian Vogt


Wie versprochen erscheint heute das kleine Interview von Judith und Christian Vogt den Autoren von Die zerbrochene Puppe. Ich hoffe ihr findet die Antworten genauso spannend wie ich und es macht euch nur noch mehr Lust in Die zerbrochene Puppe hineinzuschauen.

Stellt Euch doch bitte einmal kurz vor. 

Wir sind Judith und Christian Vogt, ein Autorenpaar aus Aachen. Gebürtig stammen wir aus verschiedenen Teilen der Eifel. Judith ist gelernte Buchhändlerin und arbeitet neben ihrer Tätigkeit als Autorin in einem kleinen Verlag, ich [Christian] bin Physiker und beschäftige mich vor allem mit Geothermie. Judith hat bisher sieben Romane veröffentlicht, zwei davon gemeinsam mit mir. Dazu kommen noch gemeinsame Texte für das Rollenspiel „Das Schwarze Auge“.
Wie seid ihr zum Schreiben gekommen und wann hattet Ihr Eure ersten Gehversuche unternommen?
Judith schreibt eigentlich schon, seit sie das Alphabet gelernt hat. Erst nur für sich im stillen Kämmerlein, bis sie dann bei Fanpro erfolgreich ein Romanexposé eingereicht hat. Und seitdem folgten einige Romane und Kurzgeschichten bei verschiedenen Verlagen (Ulisses, Ammianus, Feder & Schwert, Verlag Torsten Low). Ich [Christian] habe während der Schulzeit gern geschrieben, dann aber lange nicht mehr. Judith hat mich aber schnell mit ihrer Begeisterung angesteckt, so dass ich sie vor allem bei den Romanen unterstütze und auch einige Kurzgeschichten alleine verfasst habe.
Wie sieht Euer Schreib-Alltag aus bzw. wie gestaltet Ihr das Schreiben?
Habt Ihr eventuell auch schon Erfahrung mit Schreibblockaden machen müssen und habt Ihr Tipps für junge Autoren damit umzugehen?
Das Schreiben zu zweit an einem Text ist einfacher, als man glaubt, solange man sich auf einen Chef einigt (der je nach Projekt variieren kann), der Aufgaben und Textabschnitte delegiert. Wobei gemeinsame Begeisterung und ein ähnlicher Stil auch sehr wichtig sind.
Schreibblockaden … zum Glück ist uns das noch nie so richtig passiert. Klar, manchmal läuft es besser und manchmal schlechter. Einfach mal losschreiben hilft eigentlich immer, um das Eis zu brechen. Ändern kann man immer noch. Gute Ideen kommen allerdings bei uns meist durch ein bisschen Abstand, z.B. bei Spaziergängen.
Wo schreibt Ihr am Liebsten bzw. habt Ihr besondere „Rituale“ beim Schreiben?
Gerne schreibe ich (Judith) in Cafés, aber das tue ich leider sehr selten. Also ist es meist der Laptop und die Couch – Rituale außer einer einleitenden und unterschiedlich lang andauernden Prokrastinationsphase bei Facebook und Twitter gibt es dann eigentlich nicht.
Christian: Obwohl ein schwarzer Tee immer nett ist.
Wie kamt Ihr auf die Idee Eures Buches? War es eher ein spontaner Einfall? Ein Traum? Oder wurdet Ihr von etwas inspiriert?
Hm – das ist immer die schwierigste Frage. Es war ein bisschen wie Pingpong: Ich (Christian) hatte die Idee, etwas mit Luftschiffen und Friesen zu machen, Judith die Idee mit der Eiszeit und dem Energiehunger. Freunde haben auch dazu beigetragen – es ging immer hin und her, bis wir ein fertiges Setting vor uns hatten. Dass die Hauptperson ein verrückter Witwer werden würde, war plötzlich von einem Moment auf den anderen klar.
Wie entstehen die Protagonisten Eures Buches? Sind Eure Figuren immer rein fiktiv oder lässt Ihr Euch auch von realen Personen inspirieren?
Die Figuren sind immer insofern fiktiv, dass sie höchstens aus Facetten realer Personen zusammengesetzt sind. Ich (Judith) schreibe sehr personenzentriert, das heißt, die Charaktere leben schon vor dem Schreiben eine Zeitlang in meinem Kopf, und ich lasse sie, zum Beispiel beim Einschlafen oder Autofahren, gerne Dialoge miteinander führen. Dadurch gewinnen sie definitiv an Kontur und überraschen einen manchmal mit eigensinnigen Charakterzügen.
Was bereitet Euch mehr Schwierigkeiten? Der Anfang oder das Ende Deines Buches?
Definitiv der Anfang. Ich (Judith) stehe jedes Mal auf Kriegsfuß mit den ersten 100 Seiten. Danach hat man sich in der Geschichte gemütlich eingerichtet und genießt den Aufenthalt.
Was hat Euch zu dieser Geschichte inspiriert? Wann kam die Idee?
Da gibt es viele Quellen: Seltsame Gestalten auf der Role Play Convention in Köln, die unser Interesse für die Steampunk-Szene geweckt haben, ein Jugendstilkraftwerk aus dem Jahr 1905 in der Eifel, kindliche Begeisterung für Luftschiffe, Romane wie „20 000 Meilen unter dem Meer“, die mich [Christian] als Kind zum Lesen gebracht haben, ein Artikel über historische Friesen in Zeitschriften wie der Karfunkel, die Physiksammlung meiner Schule und später der Uni. Ich könnte hier immer weiter machen, vielleicht war die Idee aber auch einfach nur da.

Nach welchen Kriterien habt Ihr euch für dieses Cover entschieden bzw. wie kamt Ihr auf diese Idee?
Wir haben die Puppe im Booklet der CD „Wolf Love“ von Omnia entdeckt und nett gefragt, ob sie uns das Bild zur Verfügung stellen würden. Die Band war zum Glück einverstanden und das Photo der Puppe ist zu Oliver Graute von Feder&Schwert gewandert, der einfach sehr schöne Cover gestaltet. Viel daran herumentschieden haben wir dann gar nicht.
Wie habt ihr den Titel gefunden?
Wir wollten eigentlich einen dieser langen, altmodischen Titel und daher war unsere erste Idee, die auch im Manuskript stand: „Die zerbrochene Puppe der Dr. &Aelig;melie von Erlenhofen oder Die wundersame Geschichte der Galvanischen Gasbatterie“. Aber so ein Titel gilt wohl gemeinhin als eher unverkäuflich, und es stand dem Verlag frei, ihn auf das Wesentliche einzudampfen.
 
Welcher Zielgruppe würdet Ihr dieses Bücher am ehesten empfehlen?
Oh, schwierig. Der Roman hat zum Beispiel auch meiner (Judiths) Mutter am besten von meinen bisherigen Romanen gefallen.
Also – Hausfrauen ab 50? Nein, wohl eher nicht … Ich denke, der Roman ist auf jeden Fall nicht ausschließlich für Steampunks – mit dem Genre muss man nicht zwingend vertraut sein. Er ist auch nicht ausschließlich für Phantastikbegeisterte – er hat auch Krimielemente, vielleicht der Grund, warum meine Mutter ihn mochte. Eine genau umrissene Empfehlung können wir eigentlich gar nicht abgeben. Vielleicht muss man nur ein bisschen der Typ für ein Buch über physikalische Wunderlichkeiten und sprechende Puppen sein …
Euer Buch spielt ja in einem eiszeitlichen Europa, wie kamt Ihr auf diese Kulisse? Warum habt Ihr euch gerade für diesen Hintergrund entschieden?
Ehrlich gesagt haben wir keine Ahnung, wie das gekommen ist. Das verschneite Venedig war jedenfalls das erste Bild, das wir dazu im Kopf hatten.
Warum ist es gerade ein Steampunkroman geworden und was verbindet Ihr mit diesem Genre (dieser Szene) ?
Christian: An der Steampunk-Szene habe ich immer bewundert, dass viele der Leute dort in der Lage sind, die phantastischen Gerätschaften zuhause herzustellen. Außerdem erinnert mich der Kram an das, was mich überhaupt zu meiner Berufswahl gebracht hat. So bekamen wir Lust, uns in Romanform einfach mal auf diesem Feld auszutoben. Außerdem ist die Steampunk-Ästhetik einfach schweinecool!
Welches Buch hat einen nachhaltigen Eindruck bei Euch hinterlassen und ist aus eurem Bücherregal nicht mehr wegzudenken?
Judith: Viele Bücher meiner Kindheit, aber ganz vorne schlagen sich „Ronja Räubertochter“, „Wintersonnenwende“ und – ganz oldschool – „Der Herr der Ringe“ um den ersten Platz.
Christian: Ich bin da nicht so fest eingeschossen – in meiner Jugend war es „Meuterei auf der Bounty“, später die „Gezeitenwelt“-Romane, die „Saxon Stories“ und „Song of Ice and Fire“, im Moment ist es „Metro 2033“ und „Das Haus des Hirschs“ von Kage Baker.
Wenn man in euer Bücherregal schaut – welches Genre ist hier am meisten vertreten?
Eindeutig die Phantastik – dicht gefolgt von Sachbüchern vor allen Dingen über alte Kulturen. Die zahlreichen Märchen- und Mythenbücher bilden dann quasi eine thematische Brücke dazwischen.
Mit welcher literarischen Figur würde Ihr gerne einmal einen Tag verbringen?
Mit Harry Dresden wird der Tag sicher nicht langweilig.
Falls ihr euch noch weiter mit diesen beiden Autoren beschäftigen wollte oder noch mehr über Steampunk und die Welt der zerbrochenen Puppe erfahren wollt, dann schaut einmal hier vorbei: http://www.startnext.de/eis-und-dampfAuf dieser Seite wollen Judith und Christian Vogt zusammen mit anderen Autoren die Welt der zerbrochenen Puppe weiter ausbauen und haben daher mit Feder & Schwert ein Crowdfunding-Projekt ins Leben gerufen.Sehr spannend, also schaut einfach mal vorbei.
Copyright © Julia

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