Montag, 5. August 2013

Michael Meisheit



Heute folgt, passend zu der Rezension am Mittwoch ein wirklich interessantes Interview von Michael Meisheit, dem Autor von Nicht von dieser Welt.



Stell Dich doch bitte einmal kurz vor.
Mein Name ist Michael Meisheit - wobei ich als Autor in der letzten Zeit eher als „Vanessa Mansini“ bekannt geworden bin. Tatsächlich bin ich aber ein Mann, verheiratet, zwei kleine Kinder, lebe in Berlin und bin „hauptberuflich“ Drehbuchautor. 




Wie bist Du zum Schreiben gekommen und wann hattest Du deine ersten Gehversuche unternommen?
Schon als Kind habe ich wahnsinnig gerne gelesen und später auch Filme geschaut. So dass ich schon als Teenager viel Zeit mit Schreiben und Filme gucken verbracht habe - der Beruf des Drehbuchautors war dann nur die logische Konsequenz. Das erste Mal „für Publikum“ geschrieben habe ich wahrscheinlich, als ich mir Abenteuer für „Das schwarze Auge“ oder ähnliches ausgedacht habe. Wobei ich da weniger geschrieben als geplottet habe ...

Wie sieht Dein Schreib-Alltag aus bzw. wie gestaltest Du das Schreiben?
Du eventuell auch schon Erfahrung mit Schreibblockaden machen müssen und hast Du Tipps für junge Autoren damit umzugehen?
Kind in den Kindergarten. Frühstücken, Schreibtisch. So lange bis meine Frau die weiße Fahne schwenkt, wenn am Nachmittag beide Kinder zu Hause sind. Früher war das anders - da habe ich gerne geschrieben, wie ich Lust hatte, aber mit Familie geht das nicht. Schreibblockaden kenne ich so bisher nicht. Aber vielleicht liegt das auch daran, dass ich schnell ungeduldig werde, wenn mir etwas nicht sofort gelingt und dann einfach an die nächste Szene bzw. das nächste Kapitel gehe. Das wäre auch mein Tipp: Wenn etwas nicht klappt, egal, weitermachen, später zurückkehren. Viele Probleme lösen sich von hinten gedacht von alleine ...

Wo schreibst Du am Liebsten bzw. hast Du besondere „Rituale“ beim Schreiben?

Schreibtisch ist schon schön, aber mit dem Laptop kann ich im Prinzip überall arbeiten. Das empfinde ich als Privileg!

Wie kamst du auf die Idee deines Buches? War es eher ein spontaner Einfall? Ein Traum? Oder wurdest du von etwas inspiriert?
Das war sehr spontan. Ich habe „Nicht von dieser Welt“ ja erst einmal als Blog geschrieben. Und damals ging es mir mehr darum, dass ich etwas Neues ausprobieren wollte. Mir war klar: Ich muss recht nah an meinem eigenen Leben schreiben, sonst schaffe ich das nicht über Monate so nebenbei. Gleichzeitig sollte es klar fiktiv sein. Also schrieb ich aus Sicht einer Frau und was deutet mehr auf Fiktion hin als ein Außerirdischer?

Wie entstehen die Protagonisten Deines Buches? Sind Deine Figuren immer rein fiktiv oder lässt Du dich auch von realen Personen inspirieren?
Ich lasse mich auf jeden Fall durch reale Personen inspirieren. Allerdings nie 1-zu-1. Figuren sind also meist eine Mischung aus mehreren echten Personen (die ich kenne oder über die ich in Artikeln gelesen habe), vielleicht mit anderen fiktiven Figuren ergänzt und hier und da noch eine Eigenheit als Würze. 

Was bereitet Dir mehr Schwierigkeiten? Der Anfang oder das Ende Deines Buches?
Das Ende ist das Schwierigste. 70% der Zeit verbringe ich mit den letzten 10-30% einer Geschichte. Meist wird erst danach alles andere noch einmal richtig erzählt. Insofern war „Nicht von dieser Welt“ besonders schwierig zu schreiben, weil ich es chronologisch geschrieben habe und das Ende bis zum Schluss offen halten wollte - letztlich haben die Leserinnen des Blogs entschieden, wie es ausgeht ...


Nach welchen Kriterien hast Du dich für dein Cover entschieden bzw. wie kamst Du auf deine Idee?
Die Idee hatte mit dem Schatten hatte mein Illustrator Henk Wyniger. Wir haben dann viele Entwürfe diskutiert und verworfen, bis es so war, wie es nun ist. 

Wie hast Du deinen Titel gefunden?
Der war plötzlich einfach da. So naheliegend, aber doch so speziell, weil er direkt die Portion Ironie hatte, die zu dem Buch passte - ich bin davon überzeugt, dass Cover und Titel die halbe Miete beim großen Erfolg des Buchs waren. 


Welcher Zielgruppe würdest Du deine Bücher am ehesten empfehlen?

Offensichtlich ist es eher weiblich, nicht zu jung, damit man die Leiden einer jungen Mutter ein wenig nachvollziehen kann. Und offen für neue Formen - denn die Form des Blogs ist ja sehr ungewöhnlich. Andererseits gibt es auch männliche oder sehr junge Fans - also empfehle ich allen, mal die Leseprobe anzuschauen. Dann weiß man schnell, ob man es etwas damit anfangen kann. 

Der Indie-Buchmarkt ist ja ein umstrittenen Thema, dennoch wächst der Markt von Tag zu Tag, was sagst Du denn dazu? Wie sind Deine Erfahrungen?
Ich liebe die Möglichkeiten, die ich heute als Selfpublisher habe. Das hat mich gereizt, hier einzusteigen, mit meinen vorhandenen Texten zu experimentieren. Aber klar, es gibt auch viel Mist, der nun veröffentlicht wird. So ist es nun einmal, wenn alles neu ist: Wege müssen gefunden werden, alle müssen dazulernen. Für mich nicht schlimm, sondern spannend. Pionier zu sein, ist ein tolles Gefühl! 

Nicht von dieser Welt hat ja als Blog-Projekt begonnen. Wie kamst du auf diese Idee? Warum hast du dich für den Schritt entschieden es als Buch zu veröffentlichen? 
Der Blog war eines dieser Experimente, die nun mit dem Internet für Autoren möglich sind. Ich denke, dass da noch viel mehr innovatives gehen würde - mir fehlt nur bisher die Zeit. Aber seit Jahren denke ich schon: Man muss als Autor doch mehr machen können als einfach seine Texte online zu stellen. Dass ich dann ein eBook draus gemacht habe, war ursprünglich gar nicht geplant. Ich wollte dabei eigentlich - mangels Zeit, etwas Neues zu schreiben - wieder experimentieren. 
Diesmal mit dem Marketing für ein eBook bei Amazon ...

Welche Schwierigkeiten gab es bei dieser ,,Blogeintrag-Schreibweise“ im Vergleich zu einer eher ,,buchtypischen“ Schreibweise?
Das mit dem Ende habe ich ja schon erwähnt. Aber es ist natürlich auch generell was ganz anderes, wenn man nur einen roten Faden im Kopf hat und alle paar Tage ein neues Kapitel schreibt, das man dann nicht mehr ändern kann, weil es veröffentlicht ist. Das hat den Reiz ausgemacht, war aber auch teilweise schwierig.

Welches Buch hat einen nachhaltigen Eindruck bei Dir hinterlassen und ist aus Deinem Bücherregal nicht mehr wegzudenken?
Es gibt da sicher nicht das EINE Buch. In meiner Jugend war es vielleicht „Herr der Ringe“, später alles von John Irving. In den letzten Jahren haben Fernsehserien eindeutig die Vorherrschaft in besagtem Regal übernommen ...

Wenn Du in Dein eigenes Bücherregal schaust – welches Genre ist hier am meisten vertreten?
Dramen mit mehr oder weniger viel Humor. So kann man es vielleicht zusammenfassen. Aber es ist insgesamt ein sehr bunter Mix, da ich auch viele Bücher als Recherche für Themen kaufe ...

Mit welcher literarischen Figur würdest Du gerne einmal einen Tag verbringen?
Jay Gatsby. Aber auch nicht mehr als einen Tag ...

Vielen Dank für diesen spannende Interview.
Wer noch mehr über Michael Meisheit erfahren möchte, schaut einfach mal hier vorbei:  http://michaelmeisheit.de/

 Copyright © Julia

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