Montag, 1. Oktober 2012

Neues von meinem autorischen Ich :)

 

 

Die Entführung


Nessie war über ihrem Buch eingeschlafen, als merkwürdige Geräusche sie aus ihrem unruhigen Träumen weckte. Schlaftrunken und ohne jede Vorsicht hob sie ihren Kopf, als sie plötzlich ein furchtbarer Schmerz durchzuckte. Eine Explosion breitete sich in ihrem Hirn aus. Millionen bunte Farben tanzten vor ihren Augen, bevor die Schwärze kam. Sie umschloss alles und ließ sie in die bodenlose Dunkelheit fallen.
Zuerst war da nichts. Nur Dunkelheit und Schwärze, die Nessie vollkommen in sich aufgenommen haben. Dann irgendwann kamen die ersten Bilder zurück. Woher sie kamen, wusste Nessie nicht.
Sie träumte von einem riesigen Schiff. 
Gigantische rote Segel, die im Wind flatterten.
Dann wurde sie wieder von der Dunkelheit verschlungen. Tiefe, alles umfassende Dunkelheit. Fast wünschte sich Nessie darin für immer zu versinken. Eingebettet in Schwärze, ohne Empfindungen. 
Doch dann öffnete sie wieder die Augen. Der Sternenhimmel, den sie erkennen konnte, war atemberaubend. Er schien so unglaublich nah zu sein. Als könnte sie die Sterne berühren. Nessie wollte ihren Arm ausstrecken, um es wenigstens zu versuchen, doch das trieb erneut die bunten Punkte vor ihre Augen. Was war nur los? Nessie blieb so ruhig wie möglich liegen, die Augen auf den Sternenhimmel gerichtet.  Sie wurde entführt. Dieser Gedanke kam ihr sofort. Dieser Punkt stand außer Frage. Doch wo zur Hölle war sie? Und weshalb sollte man gerade sie entführen. Merkwürdigerweise empfand Nessie keine Angst.  Müsste man als Opfer nicht schreckliche Furcht haben. Panik? Vielleicht hatte sie ja einen Schock? Das kam ihr als die einzige sinnvolle Erklärung vor. Aber da war noch etwas. Sie empfand so etwas wie Erleichterung. Das war vollkommen verrückt, aber irgendwie war sie gespannt darauf, was noch passieren sollte. Sie war erleichtert eine Entschuldigung für ihre morgige Abwesenheit im Krankenhaus zu haben. Niemand konnte ihr einen Vorwurf machen. Schließlich wurde sie ja entführt. Keine nervige Krankenschwester konnte mit den Kopf schütteln, weil sie nur zehn Minuten am Bett ihrer Mutter saß und auf den noch leicht warmen Körper herabblickte, der eigentlich mehr tot als lebendig war und der ihrer Mutter so gar nicht mehr ähnlich sehen wollte.
 

Copyright © Julia

2 Kommentare:

  1. falls dus im chat nicht gelesen hast:)

    ... ein guter einstieg in eine geschichte, die mich neugierig macht. du schreibst harmonisch und nicht zu übertrieben *daumen hoch von der socke :)

    AntwortenLöschen
  2. Ein fesselnder Text :) du schreibst wirklich gut !

    AntwortenLöschen