Passend zu der Rezension von gestern zu dem wundervollen Buch Emily Anderson und das Vermächtnis der Gebrüder Ysenhoff folgt heute das Interview mit der bezaubernden Constanze Ramona Junkers. Ich hoffe ihr habt genauso viel Freude daran wie ich.
Stell Dich doch bitte einmal
kurz vor.
Ich heiße Constanze Ramona Junkers, bin 32 Jahre alt
und lebe mit meinem Mann und meiner Tochter in der Nähe von Düsseldorf. Obwohl
ich bereits während der Kindheit ins Rheinland zog, bin ich im Herzen noch immer
sehr mit meiner Heimatstadt Dresden verbunden.
Wie bist Du zum Schreiben gekommen und wann hattest Du deine ersten Gehversuche unternommen?
Ich habe eigentlich schon immer geschrieben: zu
Schul- und Studiumzeiten Vorlagen für Theaterstücke, Kurzgeschichten, Gedichte
und Artikel als freie Lokaljournalistin. Auch in der PR-Branche blieb ich dem
Schreiben treu, doch nie blieb Zeit für die vielen Romanideen. Und dann kam das
Weihnachtsfest 2009. Mein Mann schenkte mir ein Notebook und einen
Schreibratgeber für Romanautoren. Das war eine eindeutige Aufforderung…
Wie sieht Dein Schreib-Alltag
aus bzw. wie gestaltest Du das Schreiben?
Hast du eventuell auch schon Erfahrung mit Schreibblockaden machen müssen und hast Du Tipps für junge Autoren damit umzugehen?
Hast du eventuell auch schon Erfahrung mit Schreibblockaden machen müssen und hast Du Tipps für junge Autoren damit umzugehen?
Ich habe bei meinem Debutroman ganz diszipliniert
nach Lehrbuch gearbeitet. Die Vorarbeit mit der Festlegung der Charaktere, der
Konflikte und der Kapiteleinteilung hat fast genauso lang gedauert wie die
eigentliche Schreibarbeit. Da der gesamte Leitfaden dann bei Beginn der
redaktionellen Arbeit schon stand, hatte ich auch keine Probleme mit Blockaden.
Im Gegenteil, je mehr der Roman an Volumen zunahm, desto einfacher wurde es.
Wo
schreibst Du am Liebsten bzw. hast Du besondere „Rituale“ beim Schreiben?
In der Hinsicht sieht es
bei mir ganz unspektakulär aus. Ich bevorzuge meinen Schreibtisch und eine
Tasse Tee. Musik hilft mir auch eher in der Konzeptionsphase, beim Schreiben
brauche ich nur Ruhe. Ich versinke dann immer komplett in der Fantasie. Zum
Teil ist das schon gruselig, da ich auch nicht realisiere, wenn jemand
hereinkommt oder mich etwas fragt.
Wie kamst du auf die Idee
deines Buches? War es eher ein spontaner Einfall? Ein Traum? Oder wurdest du
von etwas inspiriert?
Die Idee zum ersten Roman
war eng verknüpft mit einem der wichtigsten und emotionalsten Ereignisse in
meinem Leben. Ich erwartete mein erstes Kind und mein Mann und ich richteten
alles so ein, dass es ihm an nichts fehlen sollte. Und es war klar, wir würden
immer für unser Kind da sein. Und sofort musste ich an die Kinder denken, denen
es eben nicht so geht, die nicht wissen, wer die Eltern sind oder wo ihre
Wurzeln liegen. Dies war der Grundstein für „Emily Anderson“, eine Geschichte
über ein Mädchen, dass auf der Suche nach ihrem Vater und dem Andenken ihrer
Mutter sich selbst findet.
Wie entstehen die
Protagonisten Deines Buches? Sind Deine Figuren immer rein fiktiv oder lässt Du
dich auch von realen Personen inspirieren?
Das ist ganz unterschiedlich. Viele meiner Charaktere
sind komplett fiktiv, manche besitzen Eigenschaften von Menschen, die es
tatsächlich gibt, obwohl ich ihnen dann immer noch eine ganze Menge hinzugebe.
Gerne nutze ich tatsächlich stattgefundene Dialoge oder Aussprüche, wenn auch
nicht immer im korrekten Zusammenhang. Zum Beispiel sagt der tollpatschige
Riese „Bakkus“ in „Emily Anderson“: „Adlerauge sieht alles“, als er auf
brennender Suche nach einem Geheimgang durch Zufall über die richtige Falltür
stolpert. Das sagte einst mein Klassenlehrer in der Unterstufe, wenn es darum
ging, Briefwechsel oder Tuscheleien während der Unterrichtsstunde zu entlarven.
In der Tat war weder mein Lehrer noch ist Bakkus nun tatsächlich ein gutes
Adlerauge.
Was bereitet Dir mehr
Schwierigkeiten? Der Anfang oder das Ende Deines Buches?
Ich habe das Ende mehrfach geändert und hatte drei
Varianten zur Auswahl. Das Schwierige dabei war also nicht, dass ich keine
Ideen hatte, sondern eher mich zu entscheiden. Ich bin aber im Nachhinein froh
über meine Wahl, was auch viele Leser mit ihrem Feedback bestätigt haben.
Ich hatte schon eine sehr klare Vorstellung vom Cover
und auch von den Illustrationen, deshalb Hut ab vor meinem Illustrator, Florian
Schalinski, der mit Engelsgeduld meine Ideen passgenau verwirklichte. Besonders
das Schmetterlingsamulett war ein Knackpunkt – da gab es zig Ausführungen…
Wie hast Du deinen Titel
gefunden?
„Emily Anderson und das Vermächtnis der Gebrüder
Ysenhoff“ war in Teilen auch der Arbeitstitel, der sich nach Umfragen mit
alternativen Ideen weiter durchsetzte. Der Nachname stand dabei eigentlich gar
nicht zur Auswahl auf der Liste, sondern wurde zusätzlich von einer Testleserin
geboren
Welcher Zielgruppe würdest
Du deine Bücher am ehesten empfehlen?
Geschrieben wurde der Roman für 10- bis 13-jährige
Mädchen, wobei auch schon jüngere Leser Interesse daran haben. Momentan ist die
Leserschaft sehr heterogen und ich freue mich über positive Kritiken auch von
Erwachsenen. Nach wie vor ist es für mich als „Indie“ sehr schwer, über das
eBook die eigentliche Zielgruppe zu adressieren. Obwohl viele Kollegen es
anders sehen, denke ich persönlich, dass gerade das Genre Kinder-/Jugendbuch im
Gros über das gedruckte Buch funktioniert.
In deinem Buch geht es ja
sehr viel um Kunst. Wieso hast du dich gerade dafür entschieden? Zeichnest du
selbst?
Versucht habe ich es mal, aber es ist nicht damit zu
rechnen, dass sich jemand einen „C.R.Junkers“ an die Wand pinnen möchte :-) Ich
liebe Malerei, aber bevorzugt „Alte Meister“. Emilys Meinung im Buch spiegelt
auch meine eigene wieder: Gemälde sind Zeugnis einer Zeit, in der es noch keine
Fotografie gab. Bildinterpretation und -restauration sowie Kunstgeschichte
hätte ich studiert, wenn es nicht die journalistische Richtung geworden wäre.
Welches Buch hat einen
nachhaltigen Eindruck bei Dir hinterlassen und ist aus Deinem Bücherregal nicht
mehr wegzudenken?
„Das Parfum“ – Ich las es das allererste Mal als
Schülerin und war geschockt und beeindruckt zugleich, wie es der Autor nur mit
Buchstaben schaffte, mir tatsächlich Interesse für die Beweggründe eines
Massenmörders zu entlocken – und noch schlimmer: mich dazu bewegen konnte
weiterzulesen, obwohl ich eigentlich von mir selbst nie geglaubt hätte, solche
Art von Geschichte überhaupt zu lesen. Es zeigt das Können und die
Möglichkeiten der Leidenschaft, Schriftsteller zu sein.
Wenn Du in Dein eigenes
Bücherregal schaust – welches Genre ist hier am meisten vertreten?
Da ist wirklich fast alles dabei: Von „Niemand ist
eine Insel“ bis „Harry Potter“, von Evelyn Sanders bis Thomas Mann und von Jane
Austen bis Aldous Huxley. Nur Horror und Krimis kommen ein wenig zu kurz…
Mit welcher literarischen
Figur würdest Du gerne einmal einen Tag verbringen?
Aktuell mit Aladdin und seiner Wunderlampe. Und wenn
ich mir dann vielleicht etwas wünschen dürfte, dann wäre es ein renommierter Verlag,
der meinem Roman eine Chance als gedrucktes Buch gäbe ;-)
Danke für dieses nette Interview
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