Freitag, 9. August 2013

Constanze Ramona Junkers



Passend zu der Rezension von gestern zu dem wundervollen Buch Emily Anderson und das Vermächtnis der Gebrüder Ysenhoff folgt heute das Interview mit der bezaubernden Constanze Ramona Junkers. Ich hoffe ihr habt genauso viel Freude daran wie ich.




Stell Dich doch bitte einmal kurz vor.
Ich heiße Constanze Ramona Junkers, bin 32 Jahre alt und lebe mit meinem Mann und meiner Tochter in der Nähe von Düsseldorf. Obwohl ich bereits während der Kindheit ins Rheinland zog, bin ich im Herzen noch immer sehr mit meiner Heimatstadt Dresden verbunden.




Wie bist Du zum Schreiben gekommen und wann hattest Du deine ersten Gehversuche unternommen?
Ich habe eigentlich schon immer geschrieben: zu Schul- und Studiumzeiten Vorlagen für Theaterstücke, Kurzgeschichten, Gedichte und Artikel als freie Lokaljournalistin. Auch in der PR-Branche blieb ich dem Schreiben treu, doch nie blieb Zeit für die vielen Romanideen. Und dann kam das Weihnachtsfest 2009. Mein Mann schenkte mir ein Notebook und einen Schreibratgeber für Romanautoren. Das war eine eindeutige Aufforderung…

Wie sieht Dein Schreib-Alltag aus bzw. wie gestaltest Du das Schreiben?
Hast du eventuell auch schon Erfahrung mit Schreibblockaden machen müssen und hast Du Tipps für junge Autoren damit umzugehen?
Ich habe bei meinem Debutroman ganz diszipliniert nach Lehrbuch gearbeitet. Die Vorarbeit mit der Festlegung der Charaktere, der Konflikte und der Kapiteleinteilung hat fast genauso lang gedauert wie die eigentliche Schreibarbeit. Da der gesamte Leitfaden dann bei Beginn der redaktionellen Arbeit schon stand, hatte ich auch keine Probleme mit Blockaden. Im Gegenteil, je mehr der Roman an Volumen zunahm, desto einfacher wurde es.

Wo schreibst Du am Liebsten bzw. hast Du besondere „Rituale“ beim Schreiben?
In der Hinsicht sieht es bei mir ganz unspektakulär aus. Ich bevorzuge meinen Schreibtisch und eine Tasse Tee. Musik hilft mir auch eher in der Konzeptionsphase, beim Schreiben brauche ich nur Ruhe. Ich versinke dann immer komplett in der Fantasie. Zum Teil ist das schon gruselig, da ich auch nicht realisiere, wenn jemand hereinkommt oder mich etwas fragt.

Wie kamst du auf die Idee deines Buches? War es eher ein spontaner Einfall? Ein Traum? Oder wurdest du von etwas inspiriert?
Die Idee zum ersten Roman war eng verknüpft mit einem der wichtigsten und emotionalsten Ereignisse in meinem Leben. Ich erwartete mein erstes Kind und mein Mann und ich richteten alles so ein, dass es ihm an nichts fehlen sollte. Und es war klar, wir würden immer für unser Kind da sein. Und sofort musste ich an die Kinder denken, denen es eben nicht so geht, die nicht wissen, wer die Eltern sind oder wo ihre Wurzeln liegen. Dies war der Grundstein für „Emily Anderson“, eine Geschichte über ein Mädchen, dass auf der Suche nach ihrem Vater und dem Andenken ihrer Mutter sich selbst findet.

Wie entstehen die Protagonisten Deines Buches? Sind Deine Figuren immer rein fiktiv oder lässt Du dich auch von realen Personen inspirieren?
Das ist ganz unterschiedlich. Viele meiner Charaktere sind komplett fiktiv, manche besitzen Eigenschaften von Menschen, die es tatsächlich gibt, obwohl ich ihnen dann immer noch eine ganze Menge hinzugebe. Gerne nutze ich tatsächlich stattgefundene Dialoge oder Aussprüche, wenn auch nicht immer im korrekten Zusammenhang. Zum Beispiel sagt der tollpatschige Riese „Bakkus“ in „Emily Anderson“: „Adlerauge sieht alles“, als er auf brennender Suche nach einem Geheimgang durch Zufall über die richtige Falltür stolpert. Das sagte einst mein Klassenlehrer in der Unterstufe, wenn es darum ging, Briefwechsel oder Tuscheleien während der Unterrichtsstunde zu entlarven. In der Tat war weder mein Lehrer noch ist Bakkus nun tatsächlich ein gutes Adlerauge.

Was bereitet Dir mehr Schwierigkeiten? Der Anfang oder das Ende Deines Buches? 
Ich habe das Ende mehrfach geändert und hatte drei Varianten zur Auswahl. Das Schwierige dabei war also nicht, dass ich keine Ideen hatte, sondern eher mich zu entscheiden. Ich bin aber im Nachhinein froh über meine Wahl, was auch viele Leser mit ihrem Feedback bestätigt haben.


Nach welchen Kriterien hast Du dich für dein Cover entschieden bzw. wie kamst Du auf deine Idee?
Ich hatte schon eine sehr klare Vorstellung vom Cover und auch von den Illustrationen, deshalb Hut ab vor meinem Illustrator, Florian Schalinski, der mit Engelsgeduld meine Ideen passgenau verwirklichte. Besonders das Schmetterlingsamulett war ein Knackpunkt – da gab es zig Ausführungen… 

Wie hast Du deinen Titel gefunden? 
„Emily Anderson und das Vermächtnis der Gebrüder Ysenhoff“ war in Teilen auch der Arbeitstitel, der sich nach Umfragen mit alternativen Ideen weiter durchsetzte. Der Nachname stand dabei eigentlich gar nicht zur Auswahl auf der Liste, sondern wurde zusätzlich von einer Testleserin geboren




Welcher Zielgruppe würdest Du deine Bücher am ehesten empfehlen?
Geschrieben wurde der Roman für 10- bis 13-jährige Mädchen, wobei auch schon jüngere Leser Interesse daran haben. Momentan ist die Leserschaft sehr heterogen und ich freue mich über positive Kritiken auch von Erwachsenen. Nach wie vor ist es für mich als „Indie“ sehr schwer, über das eBook die eigentliche Zielgruppe zu adressieren. Obwohl viele Kollegen es anders sehen, denke ich persönlich, dass gerade das Genre Kinder-/Jugendbuch im Gros über das gedruckte Buch funktioniert.

In deinem Buch geht es ja sehr viel um Kunst. Wieso hast du dich gerade dafür entschieden? Zeichnest du selbst?
Versucht habe ich es mal, aber es ist nicht damit zu rechnen, dass sich jemand einen „C.R.Junkers“ an die Wand pinnen möchte :-) Ich liebe Malerei, aber bevorzugt „Alte Meister“. Emilys Meinung im Buch spiegelt auch meine eigene wieder: Gemälde sind Zeugnis einer Zeit, in der es noch keine Fotografie gab. Bildinterpretation und -restauration sowie Kunstgeschichte hätte ich studiert, wenn es nicht die journalistische Richtung geworden wäre. 

Welches Buch hat einen nachhaltigen Eindruck bei Dir hinterlassen und ist aus Deinem Bücherregal nicht mehr wegzudenken?
„Das Parfum“ – Ich las es das allererste Mal als Schülerin und war geschockt und beeindruckt zugleich, wie es der Autor nur mit Buchstaben schaffte, mir tatsächlich Interesse für die Beweggründe eines Massenmörders zu entlocken – und noch schlimmer: mich dazu bewegen konnte weiterzulesen, obwohl ich eigentlich von mir selbst nie geglaubt hätte, solche Art von Geschichte überhaupt zu lesen. Es zeigt das Können und die Möglichkeiten der Leidenschaft, Schriftsteller zu sein.

Wenn Du in Dein eigenes Bücherregal schaust – welches Genre ist hier am meisten vertreten?
Da ist wirklich fast alles dabei: Von „Niemand ist eine Insel“ bis „Harry Potter“, von Evelyn Sanders bis Thomas Mann und von Jane Austen bis Aldous Huxley. Nur Horror und Krimis kommen ein wenig zu kurz…

Mit welcher literarischen Figur würdest Du gerne einmal einen Tag verbringen?
Aktuell mit Aladdin und seiner Wunderlampe. Und wenn ich mir dann vielleicht etwas wünschen dürfte, dann wäre es ein renommierter Verlag, der meinem Roman eine Chance als gedrucktes Buch gäbe ;-)

Danke für dieses nette Interview



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